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Akten der Devisenstellen der Oberfinanzdirektionen

Laufzeit: v.a. zwischen 1937-1942

Beteiligte Stellen: Landesfinanzämter, ab 1937 Oberfinanzdirektionen (Devisenstellen)

Rechercheansätze: Inventarlisten und dokumentierte Plünderungen jüdischer Vermögenswerte

Schutzfrist:  Personenbezogenes Schriftgut, 10 Jahre nach dem Tod oder 100 Jahre nach der Geburt der betroffenen Personen, falls unbekannt 60 Jahre nach Entstehung der Akte (§ 7, Abs. 1 Archivgesetz NRW(↗))

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise wurden 1931 zunächst bei den Landesfinanzämtern (bzw. ab 1937 Oberfinanzdirektionen) sogenannte Devisenstellen eingerichtet, deren Aufgabe es war, die Ausfuhr von Geldvermögen zu überwachen. Nach 1933 mussten ausreisewillige Juden einen Genehmigungsantrag bei der zuständigen Devisenstelle einreichen. 1935 wurden die Bestimmungen verschärft, damit keine Vermögenswerte und Gegenstände unkontrolliert ins Ausland transferiert werden konnten. Umgesetzt wurde dies von einer Sonderabteilung für Strafsachen und Devisenermittlungsangelegenheiten („Überwachungsstelle“).

Die in diesem Zusammenhang entstandenen, oft sehr umfangreichen Akten liegen v.a. aus der Zeit von 1937 bis 1942 vor und dokumentieren nicht nur das Auswanderungsgeschehen an sich, sondern beinhalten i.d.R. auch drei Umzugsgutverzeichnisse: Umzugsgut vor 1933, Umzugsgut von 1933 bis 1938 und zur Auswanderung angeschafftes Umzugsgut. Hochwertige Exportware wie Fotoapparate, Edelmetalle etc. durften nicht ins Ausland verbracht werden. Zollfahndungsstellen überprüften und versiegelten das Umzugsgut. Darüber hinaus kontrollierten die Devisenstellen auch auffällige Kontobewegungen, Grundstücksverkäufe, Wohnungsauflösungen und andere Hinweise, die auf eine mögliche Auswanderung hindeuten konnten. Erhärtete sich der Verdacht, konnten die Devisenstellen über eine Sicherungsanordnung auf das Vermögen der Juden zugreifen.

Der Wert der Devisenakten für die Provenienzforschung liegt vor allem in den darin enthaltenen Inventarlisten und den dokumentierten Plünderungen jüdischer Vermögenswerte durch die Finanzverwaltung.

Weiterführende Informationen

Daniel Schulte, Devisenakten, in: Unbekannte Quellen: „Massenakten“ des 20. Jahrhunderts. Untersuchungen seriellen Schriftguts aus normierten Verwaltungsverfahren, Band 1, im Auftrag des Landesarchivs hrsg. von Jens Heckl (Veröffentlichungen des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen 75), Düsseldorf 2010, S. 51-57.

Umzugsgutverzeichnis

Die Umzugsgutverzeichnisse dokumentieren den Besitz, das Anschaffungsjahr und den geschätzten Wert, so dass entwendete Vermögensgegenstände rekonstruiert werden können.