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MÄNNERCHOR-SELIGKEIT

Thursday, 1. September 2022 - 12:26

MÄNNERCHOR-SELIGKEIT (ARCHIVALE DES MONATS DER ABTEILUNG WESTFALEN)

Die Konjunktur der Männergesangvereine im 19. Jahrhundert produzierte nicht nur eine Vielzahl von Gesangs-Wettbewerben (vgl. Monatsarchivale Februar), sondern auch eine Flut einschlägiger Chorliteratur von oft zweifelhafter musikalischer Qualität.

Den gezeigten „Gruß an Westfalen“ hat zu nicht bekanntem Datum, aber wohl vor 1914 Johannes Debbelt (1862-1937) aus Drensteinfurt komponiert, der von 1879 bis ca. 1920 als Seminarmusiklehrer an verschiedenen Orten in Westfalen und im Rheinland (Langenhorst, Atteln und Bleiwäsche/Kreis Büren, Lehrerseminar Kloster Para-dies bei Jordanowo und Odenkirchen) wirkte.

Debbelts Lied für vierstimmigen Männerchor weist viele Charakteristika dieses Genres auf: ein vierstrophiges Gedicht patriotisch-chauvinistischen Inhalts als Textvorlage, gleichförmiger, „frisch“ aufzuführender Satz in einfacher Tonart (G-Dur) und im 3/4-Takt mit Auftakt, eher schlichte Harmonik, homophone und rhythmisch weitgehend parallele Führung der vier Stimmen zur besseren Verständlichkeit des Textes.

Ich grüße dich, mein Land Westfalen, du Land gekrönt von der Natur,
du Land der Schätze groß an Zahlen, voll Berge, Felsen, Wald und Flur.
Du Land der Biederkeit und Treue, du Land ohn‘ Falsch und Heuchelei,
es klingt mein Wunsch, den ich dir weihe, daß Gott auf ewig mit dir sei.

Westfalia, dich kann man preisen als Tochter der Germania,
treu steht dein Volk und stark wie Eisen in Liebe seinem Kaiser nah.
Westfalens Mut, Westfalens Treue ward tausendfach schon hart erprobt,
das giebt Westfalens Volk die Weihe, daß es stets hält, was es gelobt.

In Gattentreu, in Mutterliebe, Westfalens Frau steht hoch geehrt,
und nur der Tugend edle Triebe Westfalens Maid im Busen nährt.
In ihrem Auge kannst du lesen des Herzens reine Frömmigkeit;
fürwahr, es gleicht ihr ganzes Wesen dem Sinnbild der Bescheidenheit.

Mein Heimatland, du Land Westfalen, mein ganzes Herz bleibt ewig dein,
es ist fürwahr kein eitles Prahlen, die Heimatliebe nicht nur Schein.
O, daß ich, wenn die Augen brechen, wenn mich erfaßt die Todeshand,
den letzten Wunsch noch könnte sprechen: Gott sei mit dir, mein Heimatland!

LAV NRW W, V 511/Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Abteilung Münster (Dep.), Haus Brunn – Debbelt, Nr. 116.