Eine besonders bemerkenswerte Archivale in den alten Beständen des Stadtarchivs Telgte ist ein vermutlich durch Philipp Magnus von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel[1] im Jahr 1553 ausgestellter Schutzbrief. Dieser sollte einen nicht namentlich genannten Hof vor Übergriffen und Einquartierungen durch umherziehende Söldner und Soldaten schützen. Besonders auffallend ist der links aufgezeichnete Galgen, der wohl die Strafe für all diejenigen darstellt, die diese Verordnung missachteten.

Philipp Magnus (1527-1553), zweitältester Sohn von Herzog Heinrich d.J. von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel (1489-1568) und seit 1552 zu dessen Nachfolger bestimmt, überfiel 1553 die Grafschaft Lippe und das Stift Osnabrück. Dabei nahm er auch die Stadt Warendorf und die Landesfestung Sassenberg ein. Er führte zusammen mit seinem älteren Bruder Karl Victor einen Vergeltungsfeldzug gegen Fürstbischof Franz von Waldeck. Dieser war 1542 durch die Bereitstellung von Truppen an der Vertreibung Herzog Heinrichs d.J., der die Reformation in seinem Fürstentum verbissen zu verhindern suchte, beteiligt. Auch Philipp Magnus stand bei den Reformationskonflikten, wie sein kaisertreuer Vater, auf katholischer Seite.

1553 fielen Philipp Magnus und Karl Victor in der Schlacht von Sievershausen. Anders als vorgesehen trat so der dem Protestantismus zugeneigte jüngste Bruder Julius 1568 als Herzog von Lüneburg-Braunschweig-Wolfenbüttel die Nachfolge an.

Quellen/ Literatur:

• Historische Kommission für Niedersachsen und Bremen: Welfensiegel. Ein Projekt der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen e.V., URL: http://www.historische-datenbanken.niedersachsen.de/search.php (letzter Zugriff am 13.10.2022).
• Kohl, Wilhelm: Das Zeitalter der Glaubenskämpfe (1517-1618), in: Westfälische Geschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des alten Reiches, Düsseldorf 1983, S. 469-535.
• Kraschewski, Hans-Joachim, "Julius" in: Neue Deutsche Biographie 10 (1974), S. 654-655 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd118558714.html#ndbcontent (letzter Zugriff am 13.10.2022)
• Landschaftsverband Westfalen-Lippe: Zeitleiste. Ereignisse 1500-1749. 1553, Übergriffe Philipp Magnus von Braunschweig-Lüneburgs, URL: https://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/finde/langDatensatz.php?urlID=725&url_tabelle=tab_chronologie (letzter Zugriff am 13.10.2022).
• Sauer, "Franz von Waldeck" in: Allgemeine Deutsche Biographie 7 (1878), S. 290-292 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd11882080X.html#adbcontent (letzter Zugriff am 13.10.2022).
• Schmidt, Heinrich, "Heinrich der Jüngere" in: Neue Deutsche Biographie 8 (1969), S. 351-352 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd119024918.html#ndbcontent (letzter Zugriff am 13.10.2022).
• Zimmermann, Paul, "Philipp Magnus" in: Allgemeine Deutsche Biographie 25 (1887), S. 764-765 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102778264.html#adbcontent (letzter Zugriff am 13.10.2022).

[1] Das Siegel auf dem abgebildeten Schutzbrief ist leider beschädigt, Details sind schwer erkennbar. Die Reste des Siegelbildes deuten allerdings auf das Wappen der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel hin: Ein gevierter Schild mit zwei Leoparden in Feld 1 (Braunschweig), ein Löwe im mit Herzen bestreuten zweiten Feld (Lüneburg), ein gekrönter, steigender Löwe in Feld 3 (Everstein) und ein weiterer steigender, eingefasster Löwe in Feld 4 (Homburg).