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Archivale des Monats März

Alltägliche Gefahren des Dreißigjährigen Krieges
Tuesday, 28. February 2023 - 15:45

Dieses rund eine Seite umfassende Schreiben vom 3. November des Jahres 1622 (StA Telgte, Best. U, Nr. 153), sandte der münsterische Marschall und Drost zu Wolbeck, Alexander von Velen, an den Bürgermeister und den Rat der Stadt Telgte. Es liefert ein eindrucksvolles Zeugnis zu den alltäglichen Gefahren für die BewohnerInnen der Stadt Telgte im 30-jährigen Krieg: Alexander von Velen ermahnt die Stadt, ihre Befestigungsanlagen in guten Stand zu setzten, die Bürger mit Waffen auszurüsten, Tag und Nacht Wache halten zu lassen und auf verdächtige Fremde zu achten.

Hintergrund des Schreibens war das Einfallen der Soldaten des Söldnerführers Graf Ernst von Mansfeld im Stift Münster und Paderborn. Mansfeld war einer der ersten großen Kriegsunternehmer des Dreißigjährigen Krieges und berüchtigt für seine brutalen Plünderungszüge gegenüber der Zivilbevölkerung. Einem Einfall der Soldaten wie in Stadtlohn und Ahaus, der als besonders „wild und herbe“ beschrieben wird, wollte man in den anderen Städten des Stifts Münsters unbedingt vorbeugen. Viele Ortschaften mussten hohe Kontributionen zahlen, was allerdings in den meisten Fällen keine Plünderung verhinderte.

Die EinwohnerInnen der Stadt Telgte hatten bereits während des Achtzigjährigen Krieges zwischen den Niederladen und Spanien (1568-1648), immer wieder Überfälle, Belagerungen und Plünderungen von Soldaten beider Parteien in Westbevern und Ostbevern miterlebt. Im September 1600 gelang es dann auch den niederländischen Soldaten in Telgte einzufallen. Die Lage entspannte sich erst im Jahr 1609 mit dem 12-jährigen spanisch- niederländischen Waffenstillstand. Während sich dieser Konflikt beruhigte, begann die Bedrohung durch Mansfeld.

Die Stadt Telgte und weitere Ortschaften im Stift Münsters blieben von Mansfeld verschont, der seine Truppen in Richtung Ostfriesland schickte. Allerdings war die Gefahr damit nicht gebannt und so wurde beschlossen, Truppen an die Grenzen zu entsenden und alle Amtshäuser zu besetzen.

 

Literatur:

  • Bundeszentrale für politische Bildung: APuZ: Zeittafel: Wegmarken des 30-jährigen Krieges https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/272899/zeittafel-wegmarken-des-dreissigjaehrigen-krieges/, vom 20.07.2018, zuletzt eingesehen am 27.02.2023.
  • Krüssmann, Walter: Ernst von Mansfeld (1580-1626). Grafensohn, Söldnerführer, Kriegsunternehmer gegen Habsburg im Dreißigjährigen Krieg, in: Historische Forschungen, Vol. 94, 2010.
  • Teske, Gunnar: Telgte im 30-jährigen Krieg, in: Frese, Werner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Telgte, Ardey-Verlag 1999, S. 131-146.
  • Weskamp, Albert: Die Mansfelder im Stifte Münster und Ostfriesland. (November 1622), in: Das Heer der Liga in Westfalen zur Abwehr des Grafen Mansfeld und des Herzogs, S. 91-95.
  • Wolf, Manfred: Das 17. Jahrhundert, in: Kohl, Wilhelm (Hrsg.): Kleine Westfälische Geschichte, 1994.