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Was ist Archivarbeit?

Monday, 17. April 2023 - 08:27

Fortbildungsveranstaltung für Quereinsteiger*innen im Archiv

Vom 06. bis zum 10. März 2023 durfte das LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (LVR-AFZ) in der Jugendherberge Köln-Deutz 22 Archivmitarbeitende zum Seminar „Basiswissen Archivarbeit“ begrüßen. Ziel des fünftägigen Seminars war es, Quereinsteiger*innen ohne archivische Fachausbildung mit ihren unterschiedlichen Wissensständen abzuholen, grundlegende Kenntnisse archivischer Tätigkeit zu vermitteln und auf eine einheitliche Arbeitsgrundlage zu bringen. Die Teilnehmenden kamen aus kommunalen und nichtkommunalen Archiven, darunter Archive von Vereinen, Stiftungen und Museen, und veranschaulichten damit die Vielfalt der rheinischen Archivlandschaft.

Nach einer allgemeinen Vorstellungsrunde bot der erste Seminartag am Montag eine grundlegende Einführung in das Archivwesen sowie den Aufbau und die Organisation von (kommunalen) Archiven. Am Dienstag wurden zwei der Kernaufgaben archivischer Arbeit vertieft vorgestellt: Der Vormittag widmete sich der Übernahme und Bewertung von Schriftgut ins Archiv und damit der Frage, was denn eigentlich in ein Archiv gehört. Am Nachmittag ging es um die fachgerechte Ausstattung von Archivmagazinen, d. h. der Lagerung und Sicherung von unikalem Archivgut – also um das Thema der Bestandserhaltung.

Am Mittwoch stand ein Besuch im Stadtarchiv Frechen an. Im alten Sitzungsaals des Rathauses begrüßte das Team des Stadtarchivs die trotz des unerwartet verschneiten Tages vollständig erschienenen Teilnehmenden. An dem Tag stand zunächst eine Einführung in eine weitere Kernaufgabe der archivischen Tätigkeit, das Erschließen und Verzeichnen, an. Die Teilnehmenden erhielten zu Beginn einen Überblick über den Lebenszyklus einer Akte und die gängigen Ordnungsprinzipien. Ein Themenaspekt waren archivische Erschließungsrichtlinien, die bisher in den wenigsten Archiven vorhanden sind bzw. auch „gelebt“ werden, sowie die wichtigsten Begrifflichkeiten für die Verzeichnung von Akten. Nach der Einführung ging es in den praktischen Teil über: Das Stadtarchiv stellte Akten aus der eigenen Verwaltung zur Verfügung, die in Gruppen exemplarisch verzeichnet wurden. Mit Stift und Papier ausgestattet wurde das Schriftgut inspiziert und nach dem bisher Erlernten teils selbständig, teils in Gruppenarbeit verzeichnet. Die Ergebnisse wurden anschließend vorgestellt und diskutiert. Die Akten waren in Form und Inhalt sehr unterschiedlich: Sie reichten von Bergbauakten aus dem 19. Jahrhundert bis hin zu Sozialakten des letzten Jahrzehnts. Zu Abschluss des Tages erhielten die Teilnehmenden über eine Führung Gelegenheit, die Räumlichkeiten des Frechener Stadtarchivs kennenzulernen und zogen Vergleiche zu den Gegebenheiten in ihren eigenen Archiven.

Am Donnerstag bildete der Überblick über Fördermöglichkeiten für die nichtstaatlichen Archive im Rheinland den Auftakt. Außerdem reflektierten die Teilnehmenden über das heutige Berufsbild Archivar*in und erhielten Informationen über Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten. Im zweiten Teil des Tages wurde die Tätigkeit von Archiven in freier Trägerschaft vorgestellt und insbesondere auf den Umgang mit und der Erschließung von Fotografien bzw. fotografischen Sammlungen eingegangen. Am letzten Veranstaltungstag wurden den Teilnehmenden die rechtlichen Grundlagen (kommunal-)archivischer Arbeit vermittelt. Sie erhielten die Gelegenheit Fragen zu diesem zentralen Thema zu stellen und zogen bei der anschließenden Feedbackrunde Resümee.

Insgesamt konnten im Basisseminar grundlegende Kenntnisse der Archivarbeit vermittelt werden. Die Veranstaltung ermöglichte zudem eine Vernetzung unter den Archivmitarbeitenden und damit sicherlich den ein oder anderen wichtigen persönlichen Kontakt. Dass das vom LVR-AFZ in jährlichem Rhythmus angebotene Seminar auch in diesem Jahr wieder ausgebucht war, macht den weiterhin hohen Bedarf an Weiterbildungsangeboten für Quereinsteiger*innen in Archiven mehr als deutlich. Wir danken allen Referierenden und Teilnehmenden herzlich für ihr Engagement und das Interesse. Wie gewohnt steht das LVR-AFZ den Archiven auch über die Veranstaltung hinaus gerne beratend zur Seite.