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IN FREUD‘ UND LEID ZUM LIED BEREIT

Monday, 31. January 2022 - 10:25

Archivale des Monats Februar

Die Anfänge weltlichen Laien-Chorgesangs gehen auf jene Männer-Gesangvereine (MGV) zurück, die sich im Umfeld von Freiheitskriegen und Nationalbewegung und teilweise nach dem Vorbild der 1808 von Carl Friedrich Zelter in Berlin gegründeten Liedertafel seit Beginn des 19. Jahrhunderts zusammenfanden.

Vor 200 Jahren, am 27. Februar 1822, bildete sich mit der Genehmigung der Statuten der Münsterschen Liedertafel der erste MGV Westfalens. Er rekrutierte sich anfänglich überwiegend aus preußischen Militär- und Justizbehörden, fand aber später (wie die anderen MGV auch) großen Zulauf aus allen bürgerlichen Kreisen – während im Arbeitermilieu seit den 1860er Jahren zu-mal im Ruhrgebiet eigene Chöre entstanden, die rasch und nicht ganz unzutreffend (insbesondere zur Zeit des Sozialistengesetzes 1878 bis 1890) der verdeckten politischen Agitation verdächtigt wurden und sich 1877 zum Ersten Deutschen Arbeiter-Sängerbund zusammenschlossen.

Nachdem bereits seit den 1840er Jahren regionale Sängerfeste veranstaltet worden waren, fand 1861 in Nürnberg ein erstes deutsches Gesangsfest statt, dem 1862 die Gründung des Deutschen Sängerbundes folgte. Nach der Reichseinigung häuften sich die gerne anlässlich von Stiftungsjubiläen der MGV organisierten Gesang-Wettbewerbe so stark, dass Pressekommentare die wirtschaftlichen Interessen der lokalen Gastronomie als treibende Kräfte vermuteten.

Frauen stand der (weltliche) Chorgesang zunächst offenbar nur indirekt als passive Mitgliedschaft in den MGV offen, bis sich diese teilweise zu gemischten Chören umbildeten.

LAV NRW W, K 001 / Oberpräsidium Münster, Nr. 3796 und 5496; K 201 / Regierung Münster, Nr. VII-49d.