Heinrich VIII. ist unter anderem dafür bekannt und berüchtigt, dass er im Laufe seines Lebens mit sechs Frauen verheiratet war. Zu ihnen gehörte Anna von Kleve. Da das Landesarchiv NRW Unterlagen der Vorgängerstaaten Nordrhein-Westfalens verwahrt, findet sich hier die Ratifizierung des Ehevertrages zwischen Heinrich VIII. und Anna von Kleve.
Eingefädelt wurde die Ehe durch Heinrichs engen Berater Thomas Cromwell und Annas Bruder, Wilhelm V. von Kleve, Herzog von Jülich-Kleve-Berg und Graf von der Mark und Ravensberg. Letzerer übernahm 1539 die Regierungsgeschäfte und machte sich auf die Suche nach Bündnispartnern in Europa. Hintergrund war Wilhelms Annäherung an den Protestantismus, die ungeklärte Herrschaft über das Herzogtum Geldern und der damit einhergehende Konflikt mit dem Kaiser. Auch das englische Königshaus wollte sich gegen Kaiser Karl V. sichern.
Schon vor der Trauung war Heinrich VIII. sehr enttäuscht von seiner Braut. Ihr Porträt, welches Heinrich im Voraus erhalten hatte, zeigte Anna von Kleve eher in einem schmeichelhaften Licht. Vor Ort in England fiel sie durch ihre unzureichende Kenntnis der Kultur am englischen Hof negativ auf. Im Lesen, Schreiben, Singen und Spielen eines Instruments war sie nicht in dem Umfang unterrichtet worden, wie es bei ihren Vorgängerinnen der Fall war.
Es überrascht nicht, dass bereits Mitte 1540 die Auflösung der Ehe folgte. Dieser stimmte Anna von Kleve zu, vielleicht auch, weil sie Sorge vor den Repressionen Heinrichs hatte. Heinrich VIII. heiratete kurz darauf Catherine Howard. Anna von Kleve blieb zeitlebens in England und konnte mit einer großzügigen Abfindung Heinrichs ein bequemes Leben auf dem englischen Land führen. Sie war die erste deutsche Königin in England.
Übrigens: Die Urkunde, mit dem der Zusammenschluss der Herzogtümer Jülich-Berg und Kleve-Mark beschlossen wurden, liegt ebenfalls bei uns im Archiv! Mehr dazu haben wir in unserem Beitrag zur Kinderverlobung im Mai erzählt.
LAV NRW R, AA 0052 Kleve-Mark, Urkunden Nr. 2892