Stadtarchiv Bad Münstereifel
Alte Urkunden in einer heute fremdartig anmutenden Schrift zu Pergament gebracht und mit Siegeln beglaubigt, historische Ansichten der Stadt, zum Teil auf Glasplattennegativen fixiert, Ratsprotokolle, Stadtrechnungen und Bücher zur Stadtgeschichte. Diese eindrücklichen Archivalien und vieles mehr befanden sich im Stadtarchiv Bad Münstereifel. Am 14. Juli 2021 änderte sich dies im Zuge der Flutkatastrophe nachhaltig.
Stadtarchiv Bad Münstereifel
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Marktstraße 11 + 15
53902 Bad Münstereifel
Deutschland
Das Stadtarchiv Bad Münstereifel verwahrt die kommunale Überlieferung der Stadt Bad Münstereifel und der umliegenden Gemeinden des ehemaligen Amts Münstereifel-Land Arloff, Effelsberg, Houverath, Iversheim, Mahlberg, Mutscheid, Rupperath und Schönau. Die Bestände aus der Zeit zwischen 1816 und 1970 konnten nach der Flut 2021 weitestgehend geborgen werden und können voraussichtlich ohne größere Verluste wiederhergestellt werden. Die seit der kommunalen Neugliederung 1969 entstandenen Verwaltungsunterlagen der Stadt Bad Münstereifel sind in ein Zwischen- und ein Dauerarchiv gegliedert. Hier konnte nur ein Teil der Bestände nach der Flut gerettet werden.
Die seit 1796 überlieferten Personenstandsunterlagen konnten nach der Flut weitestgehend geborgen werden. Bis zu ihrer konservatorischen Aufarbeitung können sich Interessierte an das Landesarchiv NRW wenden, wo die Zweitschriften verwahrt werden.
Die historischen Bestände des Stadtarchivs aus der Zeit vor 1816 beinhalten unter anderem Ratsprotokolle, Gerichtsprotokolle, Hospitalsakten und Stadtrechnungen. Besonders herausragende Archivalien dieses Bestandes sind die rund 200 Originalurkunden. Sie zeugen von der einstigen Größe und Bedeutung Münstereifels, das Mithauptstadt im Herzogtum Jülich war. Sie konnten vollständig geborgen werden. Inwieweit diese historisch bedeutsamen Dokumente restauriert werden können, wird sich im weiteren Verlauf der Wiederaufbaumaßnahmen zeigen. Es bleibt zu hoffen, dass sie auch in der Zukunft wieder repräsentative Zeugnisse der Stadtgeschichte sein werden.
Deutlich größere Verluste weist die Zeitschriften- und Bildersammlung des Stadtarchivs auf. Die Münstereifeler Zeitung, die von 1893 bis 1939 in der Stadt an der Erft gedruckt wurde, ist im Originalbestand vollständig von der Flut vernichtet worden. Glücklicherweise konnte die Sicherungsverfilmung von der ULB Bonn vollständig digitalisiert werden und ist nun über das Rechercheportal zeit.punkt NRW abrufbar. Auch das Fotoarchiv mit seinen Glasplatten-Negativen und anderen Stadtansichten von 1880 bis zur Gegenwart ist weitgehend zerstört. Ein Verlust der an vielen Stellen wohl nicht mehr ersetzt werden kann.
Darüber hinaus führt das Archiv einen eigenen Bestand zu dem in Bad Münstereifel geborenen Mediziner Dr. Friedrich Joseph Haass (1780-1853). Als der „heilige Doktor von Moskau“ setzte er sich insbesondere für die Humanisierung des Strafvollzugs ein. Auch hier harren die geborgenen Originaldokumente ihrer Wiederherstellung. Die weitere Sammlung des Haas-Archives musste jedoch aufgegeben werden.
Die Handbibliothek des Stadtarchivs gehört zu den Beständen, die als Totalverlust angesehen werden müssen. Hier sind die Chancen jedoch sehr gut, dass in Zukunft durch private Schenkungen und Übernahmen aus der Stadtbibliothek und dem St. Michael-Gymnasium eine neue Bibliothek aufgebaut werden kann.
Jesuitenbibliothek im St. Michael-Gymnasium
Im städtischen St. Michael-Gymnasium wird zudem die Jesuitenbibliothek verwahrt, die aus 76 Inkunabeln und ca.1.800 Büchern aus der Zeit vor 1800 besteht. Darunter sind herausragende Werke und Handschriften wie die Schedelsche Weltchronik (1493), ein Buch Melanchthons mit einem eigenhändigen Widmungsgedicht des Autors, eine Papsturkunde aus dem Jahr 1520 sowie Schriften zur Hexenverfolgung wie der "Hexenhammer - ein Handbuch zum Erkennen und Auslöschen der Hexen" in der Kölner Ausgabe von 1494. Nähere Informationen zur Bibliothek des ehemaligen Jesuiten-Kollegs finden Sie in der Publikation „Ort der besonderen Schätze. Die Bibliothek der Jesuiten in Bad Münstereifel“ herausgegeben von Harald Bongart, Peter Ismar und Marius Schulten im Jahr 2016.