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Aufbau und Ziele

Anlässlich des 50. Jahrestages der Novemberpogrome vom 9./10. November 1938 hat der Rhein-Sieg-Kreis 1988 die Einrichtung einer Gedenkstätte beschlossen, die eine umfangreiche Dokumentation der jüdischen Geschichte und Kultur in dieser Region bietet. Gleichzeitig leistet sie einen Beitrag zur Erinnerungsarbeit und öffentlichen Auseinandersetzung mit dem verheerendsten Kapitel deutscher Geschichte.
 
Hilde Seligmann stellte dazu das ca. 200 Jahre Haus ihres verstorbenen Schwiegervaters Max Seligmann zur Verfügung; 1919 hatte sein Vater Moses Seligmann es für ihn und seine Familie erworben. Das ehemalige Wohnhaus der Familie in der Bergstraße in Windeck-Rosbach wurde am 28. August 1994 seiner neuen Nutzung als Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ der Öffentlichkeit übergeben.In neun Räumen des zweigeschossigen Fachwerkhauses und der originalgetreu eingerichteten Werkstatt werden Religion und Kultur, Arbeit und Alltag, aber auch Verfolgung und Vernichtung der ehemals in der Siegregion lebenden Juden dokumentiert.Die wissenschaftliche und personelle Betreuung der Gedenkstätte sowie die weitere Erforschung und Aufbereitung jüdischer Geschichte im Siegraum liegen in der Hand des Archivs des Rhein-Sieg-Kreises.

Veranstaltungen

Besucherinformationen 
Gedenkstätte "Landjuden an der Sieg"
  
Postadresse
c/o Archiv und Wissenschaftliche Bibliothek des Rhein-Sieg-Kreises
Kaiser-Wilhelm-Platz 1
53721 Siegburg
Tel.: 02241/132928
Fax: 02241/133271
Leitung der Gedenkstätte und des Archivs: Dr. Claudia Maria Arndt

Öffnungszeiten / Führungen
ZURZEIT IST DIE GEDENKSTÄTTE (MUSEUMSGEBÄUDE) WEGEN SANIERUNGSARBEITEN GESCHLOSSEN.
DIE VERANSTALTUNGSREIHE IST HIERVON NICHT BETROFFEN UND FINDET WIE ANGEKÜNDIGT IM VERANSTALTUNGSGEBÄUDE STATT.
 
Eintrittspreise 
 
2,00 EUR pro Person,
bei Gruppen ab 10 Personen 1,00 EUR pro Person zzgl. 25,00 EUR für die Führung (ausgenommen hiervon sind Schulklassen).
Für Mitglieder des Fördervereins ist der Eintritt  frei.

Die Stifterfamilie

Die Spuren der Familie Seligmann in Rosbach beginnen Anfang des 19. Jahrhunderts. Bereits 1811 ließ sich der Jude Seligmann Süßkind dort nieder, nahm im Zuge des Gesetzes zur Annahme fester Familiennamen 1846 den Namen „Seligmann“ an und hieß von nun an Seligmann Seligmann. Über seine Nachkommen Süßkind Seligmann (1812-1885) und Moses Seligmann (1853-1931) setzte sich die Ahnenreihe fort. Letztere...

Die Spuren der Familie Seligmann in Rosbach beginnen Anfang des 19. Jahrhunderts. Bereits 1811 ließ sich der Jude Seligmann Süßkind dort nieder, nahm im Zuge des Gesetzes zur Annahme fester Familiennamen 1846 den Namen „Seligmann“ an und hieß von nun an Seligmann Seligmann. Über seine Nachkommen Süßkind Seligmann (1812-1885) und Moses Seligmann (1853-1931) setzte sich die Ahnenreihe fort. Letzterer war maßgeblich an den Bestrebungen der Rosbacher Juden zur Gründung einer eigenständigen Synagogengemeinde beteiligt, die um 1880 im Bau der kleinen Rosbacher Synagoge mündeten. Moses Seligmann hatte vier Kinder:

  • Siegmund (1877-1942),
  • Max(imilian) (1880-1974),
  • Wilhelm gen. Willi (1882-1942?) und
  • Berta verh. Heumann (1884-1942?).

1919 erwarb er für Max und dessen Ehefrau Maria das Haus in der Bergstraße,
das heute die Gedenkstätte beherbergt.Er starb 1931 noch vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten, und so blieben ihm jene Leiden erspart, die seine Nachkommen mit aller Härte trafen.
Als Soldat aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt, verdiente Max Seligmann als Altwarenhändler und Zeitungsbote den Lebensunterhalt für sich und seine Familie.
Er war der einzige Nachkomme von Moses Seligmann, der zusammen mit seiner Frau Maria – einer Christin, die nach ihrer Eheschließung zum Judentum übertrat – der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie entrinnen konnte, da sie nach den Nürnberger Rassegesetzen als „rassische Mischehe“ eingestuft wurden. Daher konnten sie zunächst in ihrem Haus in Rosbach verbleiben.
Nach seiner Verhaftung im Zuge der Pogromnacht 1938 und der folgenden sechswöchigen Inhaftierung in Dachau kehrte Max in sein Heimatdorf Rosbach zurück, wo er allerdings seinem Gewerbe als Altwarenhändler nicht mehr nachgehen durfte und sich daher als Gelegenheitsarbeiter durchschlug. Im Zuge der Maßnahmen gegen Mischehen aus Köln und Umgebung im Herbst 1944 wurden Max und Maria Seligmann am 10. September 1944 verhaftet und zunächst im Internierungslager Fort V in Köln-Müngersdorf inhaftiert, wo sie bis Ende September verblieben.
Von dort wurden sie in die Zwangsarbeiterlager Zeitz und Lockwitz überführt.
 
Am 29. November erfolgte die Entlassung von dort, und die Seligmanns kamen nach Rosbach zurück. Da ihnen dort aber die erneute Verhaftung drohte, verstecken sie sich zunächst bei einem Bruder von Maria Seligmann im nahe gelegenen Ort Dreisel, um dann vom 15. Dezember 1944 bis Ende März 1945 bei einem Bekannten von Max Seligmann in Auermühle (Kreis Altenkirchen) unterzutauchen. Mit dem Heranrücken der Amerikaner kehrte das Ehepaar in sein Haus in Rosbach zurück.
 
Von den fünf Kindern von Max und Maria Seligmann, die das Erwachsenenalter erreichten, verließ der älteste Sohn Alfred (1909-1974) zusammen mit seiner Ehefrau Hilde, geb. Minkel (1918-1996) Ende Oktober 1938 Deutschland und ging nach Argentinien ins Exil.
Erst wenige Monate zuvor hatte er in Mainz-Weisenau die von dort stammende Hilde geheiratet. In Argentinien wurden ihre Tochter und zwei Söhne geboren. Bis 1957 blieb die Familie in Escobar und schuf sich dort eine neue Existenz. Im November kehrten Alfred und Hilde mit den beiden Söhnen nach Rosbach in das Elternhaus an der Bergstraße zurück. 1961 verlegten sie gemeinsam mit den Söhnen ihren Wohnort nach Bonn. Die betagten Eltern bleiben in ihrem Haus in Rosbach, wo Maria am 29. März 1971 starb. Max Seligmann, inzwischen 91 Jahre alt, verbrachte seine letzten Jahre in einem Bonner Altenheim und starb dort am 19. Mai 1974.

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Themen der Ausstellung

Ausgehend von der Geschichte der Stifterfamilie Seligmann stellt die Ausstellung das alltägliche und religiöse Leben der Juden an der Sieg in den Mittelpunkt. Die Entstehung der jüdischen Gemeinden, ihre mittelalterlichen Wurzeln, ihre Emanzipation im 19. Jahrhundert und die Parallelen und Unterschiede jüdischer Lebensweise im hiesigen christlichen Umfeld werden ebenso erläutert wie die Ereignisse zur Zeit des Nationalsozialismus, die zur völligen Vernichtung jüdischen
Lebens und jüdischer Kultur in der Siegregion führten.
 
Folgende Themenschwerpunkte werden behandelt:

  • Geschichte der Stifterfamilie Seligmann
  • Juden an der oberen Sieg: Rosbach, Hamm und Altenkirchen
  • Juden an der unteren Sieg: Eitorf, Hennef-Geistingen, Siegburg und Mondorf
  • Juden im Bröltal: Ruppichteroth und Nümbrecht
  • Landjuden – wirtschaftliche und soziale Stellung
  • Holocaust: Zeit der Verfolgung und Vernichtung 1933-1945
  • Jüdische Friedhöfe im Rhein-Sieg-Kreis
  • Jüdische Religion
  • originalgetreu eingerichteter Schabbatraum.

Ein eigens erstelltes Veranstaltungsgebäude bietet Platz für Veranstaltungen und die Arbeit mit Schulklassen und anderen Gruppen. Die pädagogische Arbeit der Gedenkstätte konzentriert sich auf folgende Bereiche:

  • Führungen durch die Gedenkstätte (insbesondere für Schulklassen)
  • Führungen durch Rosbach auf den Spuren des ehemaligen jüdischen Lebens
  • Projektarbeit in der Gedenkstätte
  • Lehrerfortbildungen

Kontakt und Öffnungszeiten

Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“
Bergstraße 9
51570 Windeck-Rosbach
Telefon:02241-132928
Fax: 02241-133271
Postadresse:
Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“
c/o Archiv des Rhein-Sieg-Kreises
Kaiser-Wilhelm-Platz 1
53721 Siegburg
Email: gedenkstaette@rhein-sieg-kreis.de
 
Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“ auf Facebook 

Veranstaltungen & Öffnungszeiten
 
SEIT JULI 2016 IST DIE GEDENKSTÄTTE WEGEN SANIERUNGSARBEITEN GESCHLOSSEN.
DIE VERANSTALTUNGSREIHE IST HIERVON NICHT BETROFFEN UND FINDET WIE ANGEKÜNDIGT STATT.

So finden Sie uns

mit der Bahn:
S-Bahn-Linie 12 von Köln in Richtung Au/Sieg bis Rosbach (stündlich).
 
Pkw-Anreise:
a) aus Richtung Köln:
A3 Richtung Frankfurt bis AB-Kreuz Bonn/Siegburg;
von dort A560/B8 Richtung Altenkirchen bis Weyerbusch;
dort links Richtung Waldbröl/Rosbach bis zum Kreisverkehr
und die erste Ausfahrt Richtung Rosbach nehmen;
 
b) aus Richtung Frankfurt:
A3 Richtung Köln bis Ausfahrt Neuwied; B256 Richtung Gummersbach bis Rosbach.
 
In Rosbach ist die Gedenkstätte ausgeschildert.
Parkplätze für PKW sind vorhanden.
 
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