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Das Dünner Lehmbrotverfahren

Dienstag, 4. Oktober 2022 - 13:35

Neues von Gestern - Blicke ins Kommunalarchiv Herford

Oktober 2022

Mit Broten bauen? Das hört sich erst einmal kurios an. Doch tatsächlich nennt sich eine spezielle Bauweise, die in den 1920er Jahren im Kreis Herford genutzt wurde „Lehmbrot-Verfahren“. Beim Dünner Lehmbrot-Verfahren wird Lehm mit Händen oder mit einer Presse zu brotähnlichen Steinen geformt. Diese werden feucht ohne Mörtel zu einer Mauer verbaut. Der Vorteil: Das Verfahren ist günstig, leicht zu erlernen und Lehm gibt es bei uns genug.

Die Idee zu der Bauweise hatte der aus Dünne stammende Pastor Gustav von Bodelschwingh. Gustav war der Sohn von Friedrich von Bodelschwingh, dem Begründer der Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel in Bielefeld. 1923 errichtete Gustav von Bodelschwingh zunächst sein Wohnhaus in Dünne aus Lehmbroten. Danach wurden mehr als 300 Siedlungshäuser (von der gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft „Heimstätte Dünne“) in Bünde-Dünne und Ennigloh im Lehmbrot-Verfahren gebaut. Die besondere Technik hatte der Pastor als Missionar in Ostafrika kennengelernt.

Lust, noch mehr über Lehmbrot-Häuser und Siedlungsbau zu erfahren? Der aktuelle Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten widmet sich dem Thema „Mehr als ein Dach über dem Kopf. Wohnen hat Geschichte“. Im Kommunalarchiv Herford gibt es viele spannende Quellen zu dem Thema.

Abbildungen: Kommunalarchiv Herford-K-F77.24 (Foto Lehmhaus von Bodelschwingh); Kommunalarchiv Herford-K-D-5716 (Bauplan für ein Lehm-Siedlungshaus)