Ehrenbürger Gustav Becker (1860-1924)
Am 20. Juli jährt sich der Todestag des Bocholter Fabrikanten, Kommunalpolitikers und Ehrenbürgers Gustav Becker zum 100. Mal. Mit ihm ist ein Mann in die Bocholter Geschichte eingegangen, der sich als vorzüglicher Kenner der örtlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse große Anerkennung um die Entwicklung und den Aufstieg der Stadt erworben hatte.
Gustav Heinrich Becker wurde am 9. Dezember 1860 in Ascheberg als Sohn eines Kaufmanns geboren und besuchte die dortige Volks- und Rektoratsschule. Er absolvierte zunächst eine kaufmännische Lehre in einem Manufakturwarengeschäft in Delbrück. Die wesentlichen Aufgaben der Textilindustrie erlernte er später in der Buntweberei Brandts in Mönchengladbach, ehe er 1884 als Betriebsleiter in der Bocholter Firma A. & L. Ketteler tätig wurde. 1889 gründete er hier gemeinsam mit Heinrich Drießen die Baumwoll-Buntweberei Drießen & Becker mit rund 80 Webstühlen, die er nach einem Brand 1892 wiederaufbaute und mit 400 Webstühlen ausstattete. Besondere Verdienste erwarb sich Gustav Becker im Hinblick auf die Bekämpfung der Wohnungsnot in Bocholt. 1897 gehörte er zu den Mitbegründern des gemeinnützigen Bocholter Bauvereins, dessen Vorsitz er 25 Jahre lang innehatte. Im Jahr darauf wurde er Mitglied der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer Wesel-Duisburg und fungierte darin als stellvertretender Vorsitzender des Bezirks Bocholt. Von 1900-1911 gehörte Gustav Becker der Stadtverordnetenversammlung in Bocholt an, bekleidete von 1908-1916 das Amt des Ersten Schöffen und wirkte anschließend bis zu seinem Tod als Stadtrat. Ferner war er Mitglied und Vorsitzender des Sparkassen-Vorstandes sowie Angehöriger des Kreistages, des Kreisausschusses und des Provinziallandtages. Im August 1907 zeichnete man ihn mit dem Roten Adlerorden 4. Klasse aus, ehe ihm das Stadtverordnetenkollegium am 11. Dezember 1923 in Anerkennung seiner Leistungen das Ehrenbürgerrecht der Stadt Bocholt verlieh.
Schon acht Monate darauf verstarb Gustav Becker in München nach schwerer Krankheit. „Seine hohen wertvollen Verdienste sind nicht mit Worten zu ermessen – der Name Gustav Becker wird in der Geschichte der Stadt Bocholt nicht untergehen“, schrieb Oberbürgermeister Dr. Schmitz der Witwe in seinem Beileidsschreiben. Schon zu seinen Lebzeiten war der Verbindungsweg zwischen Rheder und Blücherstraße als „Gustav-Becker-Straße“ benannt worden.
Foto: Stadtarchiv Bocholt, Bildsammlung Gustav Becker Nr. 1; Text: Wolfgang Tembrink