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Allgemeine Informationen

Die Veranstaltungsreihe „Geschichte ist mehr …" ist eine Kooperation des Stadtarchivs mit der Volkshochschule sowie dem Heimatverein Borken. Sie wurde im Herbst des Jahres 2000 begründet, als die Leitung von Stadtarchiv und Stadtmuseum in eine Hand gelegt wurde.

Unter der Programm-Koordination des Stadtarchivs finden im Gebäude D des Rathauses in der Straße Im Piepershagen 17 regelmäßig Mittwochsvorträge und -vorstellungen zu verschiedenen Themen der Stadt- und Regionalgeschichte statt.

Mittwoch, 1. März 2023 | VHS-Forum, Heidener Straße 88 | 19:30 Uhr

Prof. Dr. Hiram Kümper (Universität Mannheim) u. Dr. Norbert Fasse (Stadtarchiv Borken):

700 Jahre Stadtrechte Borken – Das erste Stadtjubiläum im Jahr 1926 in Bildern und Dokumenten

Im „Sturmwehen“ eines neuen Zeitalters, so empfanden es viele Zeitgenossen, beging die Stadt Borken im September 1926 ihr erstes großes Stadtjubiläum, die 700-Jahr-Feier der Stadtrechtsverleihung. Eine Verleihungsurkunde des münsterschen Bischofs Dietrich III. von Isenberg (1218 bis 1226) war zwar nicht überliefert, so dass man kein genaues Bezugsdatum hatte. Die ersten Überlegungen zur Feier eines Stadtjubiläums wurden daher schon 1921 angestellt. Doch in den nachfolgenden Krisenjahren – mit galoppierender Inflation und alliierter Besetzung des Ruhrgebietes – mussten die Planungen zurückgestellt werden. So bezog man sich schließlich auf das letzte Amtsjahr des Fürstbischofs Dietrich (1226) und richtete unter Beteiligung des breitgefächerten Vereinswesens eine dreitägige „Jahrhundertfeier“ aus. Zu den Höhepunkten zählten Festgottesdienste, ein großer Fackelzug, ein bengalisches Feuerwerk, die Einweihung eines neuen „Kriegerehrenmals“ im Stadtpark und ein großer historischer Festzug in 21 „Bildern“.

Während in drei Borkener Gaststätten Jazz-Bands auftraten und einen Hauch der „Swinging Twenties“ verbreiteten, beschworen Festredner und Autoren der Borkener Zeitung Heimatliebe, Volkstum und Volksgemeinschaft, „deutschen Mut“ und „deutsche heilige Begeisterung“ als Palliativa angesichts der politisch-kulturellen und materiellen Verunsicherungen der Weimarer Zeit. Anhand von Fotoserien, Zeitungsberichten und einer kurzen historischen Filmsequenz werden der widersprüchliche Zeitgeist und die Zeitverhältnisse nachvollziehbar, die die 700-Jahr-Feier prägten.

Beginn:     19:30 Uhr
Ort:           VHS-Forum, Heidener Straße 88, 46325 Borken
Entgelt:     6,00 Euro

Mittwoch, 29. März 2023 | VHS-Forum, Heidener Straße 88 | 19:30 Uhr

Buchvorstellung von und mit Autor Dr. Marius Lange (Düsseldorf):

„Stellt die Pfaffen an die Wand!“ Die Österreichische Legion im Münsterland 1935-1938

Nachdem der österreichische Bundeskanzler Dollfuß im Juni 1933 die nationalsozialistische Partei seines Landes verboten hatte, wichen rund 15.000 österreichische Nationalsozialisten nach Deutschland aus. Dort wurden sie der rasch gebildeten „Österreichischen Legion“ eingegliedert und fortan für eine bewaffnete Eroberung ihrer Heimat ausgebildet. 1935 bezog die Legion hauptsächlich Lager im katholisch geprägten Münsterland – im Kreis Borken zeitweise in Velen, hauptsächlich aber in Bocholt.

Die Legionäre machten aus ihrer kirchenfeindlichen und gewaltbereiten Haltung keinen Hehl. Sie schändeten kirchliche Symbole – so in Velen, in Gemen, in Borken, in Rhede und in Bocholt – und schreckten selbst vor tätlichen Angriffen auf Katholiken und auf jüdische Synagogen-Besucher nicht zurück. Infolgedessen bezeichnete selbst ein NSDAP-Kreisleiter Teile der Legion als „Terrorgruppe“. 

Die zahlreichen gewaltsamen Ausschreitungen belasteten das Verhältnis der kirchentreu gebliebenen Bevölkerungsmehrheit zum NS-Regime erheblich. Nicht einmal Interventionen der NSDAP-Reichsleitung und des Reichsinnenministers konnten die österreichischen „Full-time-Nazis“ wirklich in ihre Schranken weisen. In einer Phase, in der die Nationalsozialisten ihre Macht noch konsolidieren mussten, erschienen die Regierung Hitler und ihre nachgeordneten Behörden in den Augen der lokalen Bevölkerung daher unfähig, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. 

Beginn:     19:30 Uhr
Ort:           VHS-Forum, Heidener Straße 88, 46325 Borken
Entgelt:     6,00 Euro

Mittwoch, 19. April 2023 | VHS-Forum, Heidener Straße 88 | 19:30 Uhr

Paula Berger (Kunsthochschule Kassel):
In Kooperation mit der Frauengruppe Borken und dem städtischen Büro für Chancengleichheit

Gelbe Karten & Lila Latzhosen
Einblicke in ein Video-Projekt mit feministischen Geschichten aus Borken 

Per Kleinanzeige kam es ins Rollen: Rund 20 Frauen gründeten in Borken Anfang 1980 die erste von mehreren autonomen Frauengruppen, die schon bald eigene Veranstaltungsräume (das sogenannte „Frauenhaus“) anmieteten und mit vielen öffentlichen Aktionen hervortraten, um gegen systematische Benachteiligungen und männliche Geringschätzigkeiten anzugehen und mehr Gleichberechtigung zu erkämpfen. Wer waren diese Frauen, die vor vier Jahrzehnten den Mumm aufbrachten, sich öffentlich zu exponieren und sich in ihrer Stadt beharrlich für Frauenbelange einzusetzen? Welche Konflikte hatten sie durchzustehen und welche Wirkungen haben sie erzielt?

Diesen Fragen geht Paula Berger in ihrer multimedialen Abschlussarbeit an der Kunsthochschule Kassel nach, um für jüngere Zielgruppen eine feministische Geschichte im kleinstädtischen Raum sichtbar zu machen, die in Vergessenheit zu geraten droht. Sie hat ein objektbasiertes Video-Archiv angelegt, um bezeichnende Gegenstände zum Sprechen zu bringen. Welche Geschichten erzählen zum Beispiel ein lila Türknauf, gelbe Schiedsrichterkarten und ein alter Filmprojektor? Auskunft darüber geben in ihrer multimedialen Präsentation Frauen, die damals beteiligt gewesen waren und nun von ihr interviewt wurden.  

Beginn:     19:30 Uhr
Ort:           VHS-Forum, Heidener Straße 88, 46325 Borken
Entgelt:     6,00 Euro