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Geschichte im Schaufenster der Abteilung Rheinland

Hier finden Sie alle bisherigen Archivalien der Rubrik "Geschichte im Schaufenster" der Abteilung Rheinland aus dem Jahr 2020.

Geschichte im Schaufenster - Januar 2020: „der Amerikaner oder, wie man hier sagt, Yankee, ist der praktischste“Geschäftsmann wohl in der ganzen Welt“

Briefe des verschollenen Amerikaauswanderers Emil Viering/Eugene Stahl Als Emil Viering 1879 in New York ankommt, ist er begeistert: Es ist riesig groß, es pulsiert und jedermann scheint dort sein Glück auf die ein oder andere Art zu machen. Viering beschreibt eindrucksvolle Gebäude, wie das Fifth-Avenue Hotel und berichtet von großen Firmen, wie den Nähmaschinenfabriken Wheeler & Wilson und Singer Sewing Machine sowie den allgegenwärtigen „Steamboats“. Auch die „Eisenbahnen über und unter ...

Briefe des verschollenen Amerikaauswanderers Emil Viering/Eugene Stahl

Als Emil Viering 1879 in New York ankommt, ist er begeistert: Es ist riesig groß, es
pulsiert und jedermann scheint dort sein Glück auf die ein oder andere Art zu
machen. Viering beschreibt eindrucksvolle Gebäude, wie das Fifth-Avenue Hotel und
berichtet von großen Firmen, wie den Nähmaschinenfabriken Wheeler & Wilson und
Singer Sewing Machine sowie den allgegenwärtigen „Steamboats“. Auch die
„Eisenbahnen über und unter der Erde“ haben es ihm angetan. In New York verdingt
er sich zunächst als Portier und Spülgehilfe und schildert in den nun folgenden
Briefen an seine Verwandten Land und Leute, vergleicht die amerikanischen Sitten
und Gebräuche mit heimischen Gepflogenheiten und - bittet gelegentlich um Geld.
So nah und unmittelbar sind seine Schilderungen, dass man sich komplett in die
damalige Zeit hineinversetzt fühlt. Man spürt die Hektik und Aufbruchsstimmung, die
überall zu herrschen scheint und schmunzelt über viele Vergleiche mit der deutschen
Heimat. Manche Gegebenheiten kommen einem auch aus der heutigen Zeit bekannt
vor. So berichtet Viering, dass man dort allenthalben Weißbrot backe: „Schwarzbrod
wie in Deutschland kennt man hier nicht.“


Doch Viering bleibt nicht in New York. Den Briefen entnimmt man, dass er u.a. Arbeit
in einer Wollspinnerei und Tuchfabrik nahe Boston fand, in Grafton im Worcester
County lebt und sich auch in Philadelphia und Chicago aufhält. Dort plant er schon
weiter: Er will einen Stopp in Milwaukee einlegen, nach St. Francisco weiterziehen
und zwischenzeitlich überlegt er auch, eine Farm in Dakota aufzubauen oder doch
lieber nach Südamerika auszuwandern.


Hatte Emil Viering Nachfahren? Wo hat er sich letztlich niedergelassen? Wir wissen
es leider nicht. Die Briefe sind Teil einer Akte des Amtsgerichts Düsseldorf, in
welcher Viering 1902 gerichtlich für tot erklärt wurde, nachdem seine Verwandten
und Bekannten jahrelang nichts mehr von ihm gehört hatten. Sein letzter bekannter
Aufenthalt war im Jahr 1881 in der Lasalle Street 51-53, Chicago, Illinois.
Vielleicht finden wir mit Hilfe der Internetcommunity heraus, was aus ihm geworden
ist?


Hier noch ein paar Daten: Karl Emil Viering ist in Düsseldorf am 08.11.1855 in
Düsseldorf geboren. Sein Vater hieß Heinrich Viering und war Kaufmann in Bilk,
seine Mutter Bertha (Pauline), geb. Brügelmann. Interessant ist, dass er zuletzt die
Absicht geäußert hatte, die amerikanische Staatsbürgerschaft anzunehmen und sich
in Eugene Stahl umzubenennen.

 

(LAV NRW R Gerichte Rep. 0039 Nr. 86)

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Geschichte im Schaufenster - Februar 2020: Personenakten der Gestapo(leit)stelle Düsseldorf

Das Grauen des nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, in dem allein 1, 5 Millionen Juden umgebracht wurden, wurde anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung der letzten Überlebenden durch die Rote Armee der Sowjetunion am 27. Januar 1945 auf vielfache Weise dokumentiert. Auch im Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland in Duisburg finden sich zahlreiche Zeugnisse, die das menschenverachtende NS-Regime hinterlassen hat. Mit fast 72000 Personenakten der Gestapo(leit)stelle Düsseldorf liegt hier die größte, erhalten gebliebene Überlieferung der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Deutschland (Bestandssignatur RW 58). Ein Schicksal dokumentiert die Akte LAV R RW 58 Nr. 48076 über am 21.05.1883 in Bochum geborene Friederike (Frieda) Leers...

Das Grauen des nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, in dem allein 1, 5 Millionen Juden umgebracht wurden, wurde anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung der letzten Überlebenden durch die Rote Armee der Sowjetunion am 27. Januar 1945 auf vielfache Weise dokumentiert. Auch im Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland in Duisburg finden sich zahlreiche Zeugnisse, die das menschenverachtende NS-Regime hinterlassen hat. Mit fast 72000 Personenakten der Gestapo(leit)stelle Düsseldorf liegt hier die größte, erhalten gebliebene Überlieferung der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) in Deutschland (Bestandssignatur RW 58).

Ein Schicksal dokumentiert die Akte LAV R RW 58 Nr. 48076 über am 21.05.1883 in Bochum geborene Friederike (Frieda) Leers, die 1942 als Witwe und Mutter von sieben Kindern in Düsseldorf-Oberbilk lebte.

Im Jahre 1913 war sie vom jüdischen zum katholischen Glauben übergetreten. Nach einer anonymen Denunziation wurde sie am 24.09.1941 von dem berüchtigten Gestapo-Beamten Pütz zur Vernehmung vorgeladen. Ihr wurde vorgehalten, dass sie als Jüdin nicht den verpflichtenden Namenszusatz “Sara“ geführt hatte und auch nicht im Besitz der ebenfalls obligatorischen “jüdischen Kennkarte“ war. Gegenüber dem Gestapo-Beamten gab die Friederike Leers an, Jüdin zu sein und dass - nach damaliger NS-Rassenterminologie – ihre Kinder als “Mischlinge ersten Grades“ bezeichnet werden. Obwohl Friederike Leers beteuerte, keine Kenntnis von den für die Juden geltenden NS-Vorschriften gehabt zu haben, wurde sie am 21.05.1942 vom Amtsgericht Düsseldorf wegen der oben genannten Delikte zu einer Geldstrafe von 70 RM verurteilt. Kurze Zeit später erhielt sie die Mitteilung, dass sie für den am 20.07.1942 von Düsseldorf abgehenden “Judentransport“ nach Theresienstadt vorgesehen war. Der 28jährige Sohn Wilhelm Leers wollte jedoch seine gesundheitlich angeschlagene 59jährige Mutter nicht alleine reisen lassen.  Um diese auf dem “Judentransport“ begleiten zu können, sah er nur einen Ausweg. Wilhelm Leers, der im Dezember 1940 aus der katholischen Kirche ausgetreten war, trat am 14.07.1942 vor der jüdischen Gemeinde in Düsseldorf dem jüdischen Glauben bei. 

Gemeinsam baten Mutter und Sohn anschließend bei der Gestapo, dass Wilhelm sich dem Transport “freiwillig“ anschließen dürfe.

Am 21.07.1942 wurden Beide in das Konzentrationslager nach Theresienstadt gebracht und zwei Jahre später im Jahre 1944 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Wilhelm Leers kam dort am 28.09.1944 an und wurde noch am selben Tag umgebracht. Seine Mutter Friederike wurde am

4. Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort am 06.10.1944 ermordet. An das grausame Schicksal von Friederike und Wilhelm Leers erinnern auch zwei Stolpersteine, die im März 2016 in Düsseldorf zum Gedenken an der letzten Wohnadresse in Düsseldorf-Oberbilk, Ellerstraße 65a verlegt wurden.

(LAV R RW 58 Nr. 48076)

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Geschichte im Schaufenster - März 2020: „Offline“ anno 1986

Früher war alles besser? Technische Geräte viel langlebiger? Keine Funklöcher? Nicht unbedingt. Selbst Ministerpräsident Johannes Rau war 1986 wegen häufiger Störungen der Telefonanlage in der Staatskanzlei nicht immer erreichbar. Und das obwohl die Anlage für das Büro des Ministerpräsidenten erst 1981 vollständig erneuert worden war. Ein Blitzeinschlag hatte die Anlage ein Jahr zuvor beschädigt. Seitdem kam es immer wieder zu Ausfällen, die dazu führten, dass Telefongespräche nicht angenommen oder geführt werden konnten oder die Verbindung mitten im Gespräch abbrach. Diese Störungen wurden im Frühjahr 1986 so häufig, dass ein ordnungsgemäßer Ablauf der Dienstgeschäfte nicht mehr gewährleistet werden konnte....

Früher war alles besser? Technische Geräte viel langlebiger? Keine Funklöcher? Nicht unbedingt. Selbst Ministerpräsident Johannes Rau war 1986 wegen häufiger Störungen der Telefonanlage in der Staatskanzlei nicht immer erreichbar. Und das obwohl die Anlage für das Büro des Ministerpräsidenten erst 1981 vollständig erneuert worden war. Ein Blitzeinschlag hatte die Anlage ein Jahr zuvor beschädigt. Seitdem kam es immer wieder zu Ausfällen, die dazu führten, dass Telefongespräche nicht angenommen oder geführt werden konnten oder die Verbindung mitten im Gespräch abbrach. Diese Störungen wurden im Frühjahr 1986 so häufig, dass ein ordnungsgemäßer Ablauf der Dienstgeschäfte nicht mehr gewährleistet werden konnte.


Weder die Firma, die die Telefonanlage installiert hatte, noch der Fernmeldetechnische Dienst der Staatskanzlei bzw. das Staatshochbauamt Düsseldorf sahen sich in der Lage, die Anlage so zu reparieren, dass Ausfälle vermieden werden konnten. Der Einbau einer neuen Anlage sollte während der parlamentarischen Sommerpause geschehen. Die Staatskanzlei stand nun vor dem nächsten Problem: Die meisten Firmen beanspruchten eine Lieferzeit von mindestens fünf Monaten! Doch die Zeit drängte. Der Herr Ministerpräsident muss erreichbar sein!


Schließlich Ende gut, alles gut: Die Firma Siemens konnte rechtzeitig eine neue Anlage liefern, die am 16. September 1986 in Betrieb genommen wurde. Die ausgemusterte Telefonanlage wurde vom Kultusministerium übernommen.

(LAV NRW R, NW 740 Nr. 97)

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Geschichte im Schaufenster - April 2020: Bildschirmtext

In der heutigen Archivale blicken wir auf das Ende der 1970er Jahre zurück und auf einen Online-Dienst, der – sozusagen als Vorgänger des Internets – durchaus interessante Möglichkeiten der interaktiven Kommunikation bot: den Bildschirmtext (BTX). Erstmals vorgestellt wurde diese neue Technologie im Jahr 1977 auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) durch den damaligen Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen, Kurt Gscheidle. Allerdings dauerte es noch sechs Jahre, bis BTX in der BRD flächendeckend zur Verfügung gestellt werden konnte. Braucht...

In der heutigen Archivale blicken wir auf das Ende der 1970er Jahre zurück und auf einen Online-Dienst, der – sozusagen als Vorgänger des Internets – durchaus interessante Möglichkeiten der interaktiven Kommunikation bot: den Bildschirmtext (BTX).

Erstmals vorgestellt wurde diese neue Technologie im Jahr 1977 auf der Internationalen Funkausstellung (IFA) durch den damaligen Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen, Kurt Gscheidle. Allerdings dauerte es noch sechs Jahre, bis BTX in der BRD flächendeckend zur Verfügung gestellt werden konnte.

Brauchte man für die Nutzung zunächst noch ein sogenanntes BTX-Terminal, war es später dann mithilfe eines Decoders möglich, einfache Grafiken und Textnachrichten auf dem Fernsehschirm zu empfangen.

Insgesamt bot BTX eine Vorform dessen, was uns heute durch das Internet alltäglich und geläufig ist: Chats, die Sendung von Grüßen an Freundinnen, Freunde und Verwandte, das Abrufen aktueller Nachrichten und nicht zuletzt die Möglichkeit des Online-Versandhandels.

Doch während der gesamten 1980er Jahre blieben die Nutzungszahlen weit hinter den Erwartungen zurück. Nicht nur stellte die langsame Datenübertragung die Nutzerinnen und Nutzer des Dienstes vor eine Geduldsprobe, die Inanspruchnahme des Dienstes war auch mit nicht unerheblichen Kosten verbunden. Neben der teuren Hardware wurden monatliche Grundgebühren sowie Gebühren für das Abrufen (oder Hochladen) einzelner Seiten fällig.

Erst als BTX 1995 in das Internet- und E-Mail-Angebot der neu gegründeten Deutschen Telekom AG mit aufgenommen wurde, stiegen auch die Nutzungszahlen an. Doch die Konkurrenz des Internets war bald zu stark, von 2001 bis zur endgültigen Einstellung im Jahr 2007 wurde die BTX-Technologie nur noch für das Online-Banking verwendet.

Die hier gezeigten Beispiele stammen übrigens aus dem Jahr 1981, als bei der Bundespost die Planungen einer flächendeckenden Einführung auf Hochtouren liefen. In diesem Sinne: Frohe Ostern.

(LAV NRW R BR 1300 Nr. 3)

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Geschichte im Schaufenster - Mai 2020: 05.05.1895 - 05.05.2020 = 125 Jahre Fortuna Düsseldorf

Am 05. Mai 2020 feiert der Verein Fortuna Düsseldorf sein 125-jähriges Bestehen. Der Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 e. V., so sein vollständiger Name, ist ein Sportverein aus Düsseldorf. Gängige Kurzbezeichnungen sind Fortuna bzw. die Fortunen oder – in Anspielung auf das Vereinslogo – F95. Nach der Herkunft aus dem früheren Arbeiterviertel Flingern wird gelegentlich die Bezeichnung die Flingeraner benutzt. Zum Verein gehören neben den Fußball-Mannschaften unter anderem eine Handballabteilung, sowie eine Lauf- und Triathlonabteilung...

Am 05. Mai 2020 feiert der Verein Fortuna Düsseldorf sein 125-jähriges Bestehen.

Der Düsseldorfer Turn- und Sportverein Fortuna 1895 e. V., so sein vollständiger Name, ist ein Sportverein aus Düsseldorf. Gängige Kurzbezeichnungen sind Fortuna bzw. die Fortunen oder – in Anspielung auf das Vereinslogo – F95. Nach der Herkunft aus dem früheren Arbeiterviertel Flingern wird gelegentlich die Bezeichnung die Flingeraner benutzt. Zum Verein gehören neben den Fußball-Mannschaften unter anderem eine Handballabteilung, sowie eine Lauf- und Triathlonabteilung.

Größte Erfolge der Vereinsgeschichte waren der Gewinn der deutschen Fußballmeisterschaft im Jahr 1933, das Erreichen des Finales des Europapokals der Pokalsieger 1979, in dem die Fortuna in der Verlängerung dem FC Barcelona unterlag, und zwei DFB-Pokalsiege 1979 und 1980 gegen Hertha BSC und den 1. FC Köln.

Das Bild aus unserer Fotosammlung zeigt den Düsseldorfer Rathaus-Balkon und –Vorplatz in Düsseldorf bei der Siegesfeier anlässlich des DFB-Pokalsieges des Fußballvereins Fortuna Düsseldorf im Juni 1979 gegen Hertha BSC. Der Spieler Egon Köhnen lässt sich von der Menschmenge feiern.

Ab den 1980er Jahren geriet die erste Fußballmannschaft des Vereins in einen Abwärtstrend und erlitt das Schicksal einer Fahrstuhlmannschaft. Von 2002 bis 2004 musste sie gar in der damals viertklassigen Oberliga spielen. Seitdem ist eine Konsolidierung eingetreten. 2008 schaffte der Verein zunächst die Qualifikation für die neu gegründete 3. Liga. 2009 gelang der Fortuna der Aufstieg in die 2. Bundesliga. 2012 kehrte das Team nach erfolgreichen Relegationsspielen gegen Hertha BSC nach 15 Jahren wieder in die Bundesliga zurück, stieg in der Folgesaison am letzten Spieltag jedoch direkt wieder ab. Nach weiteren fünf Jahren Zweitklassigkeit spielt Fortuna seit 2018 erneut wieder in der 1. Bundesliga.

(LAV NRW R RWB NR. 21571/30)

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Geschichte im Schaufenster - Juni 2020: 50 Jahre Ministerium für Wissenschaft und Forschung NRW!

Bereits am 8. August 1963 verkündete der Landesrechnungshof NRW in seinem Bericht über die Prüfung des Landesamtes für Forschung (LAF) die Notwendigkeit aus dem Hochschul- und Forschungsbereich des Kultusministeriums und dem LAF ein neues Ministerium entstehen zu lassen....

Bereits am 8. August 1963 verkündete der Landesrechnungshof NRW in seinem Bericht über die Prüfung des Landesamtes für Forschung (LAF) die Notwendigkeit aus dem Hochschul- und Forschungsbereich des Kultusministeriums und dem LAF ein neues Ministerium entstehen zu lassen. Dennoch sollten noch fast sieben Jahre ins Land gehen, bis das Kabinett Kühn II das Ministerium für Wissenschaft und Forschung einrichten und Johannes Rau der erste Minister dieses Ressorts werden sollte.

Knapp drei Jahrzehnte später wurde unter Ministerpräsident Clement der Versuch unternommen, die Bereiche Schule, Wissenschaft und Forschung (ohne Kultur) in einer obersten Landesbehörde wiederzuvereinigen. Dieser Vorstoß setzte sich jedoch nicht durch, die Verbindung dieser Aufgabenbereiche wurde nach nur vier Jahren wieder gelöst.

(LAV NRW R NW 147 Nr. 39)

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Geschichte im Schaufenster - Juli 2020: Der Obst- und Gartenbauverein Geilenkausen

Mit dieser Archivale geht es raus aufs Land und über 100 Jahre zurück – denn auch das kleine Dorf Geilenkausen im südlichen Oberbergischen Kreis ist Teil der Geschichte des Rheinlandes.  1904 gründete sich der Obst- und Gartenbauverein Geilenkausen. Damals schlossen sich 20 Landwirte und Privatleute zusammen um über den Verein Förderungsgelder beim Kreisausschuss des damaligen Kreises Waldbröl beantragen zu können. Um den Verein nachweisen zu können, schickte man die Vereinssatzung sowie das Gründungsprotokoll zusammen mit dem Antrag an den Landrat Gerdes in Waldbröl. Vorsitzender war der Direktor einer sogenannten Winterschule; einer Schule für Landwirte, die nur im Winter unterrichtete, weil im Sommer das Land bestellt werden musste. Durch die schließlic...

Mit dieser Archivale geht es raus aufs Land und über 100 Jahre zurück – denn auch das kleine Dorf Geilenkausen im südlichen Oberbergischen Kreis ist Teil der Geschichte des Rheinlandes. 

1904 gründete sich der Obst- und Gartenbauverein Geilenkausen. Damals schlossen sich 20 Landwirte und Privatleute zusammen um über den Verein Förderungsgelder beim Kreisausschuss des damaligen Kreises Waldbröl beantragen zu können. Um den Verein nachweisen zu können, schickte man die Vereinssatzung sowie das Gründungsprotokoll zusammen mit dem Antrag an den Landrat Gerdes in Waldbröl. Vorsitzender war der Direktor einer sogenannten Winterschule; einer Schule für Landwirte, die nur im Winter unterrichtete, weil im Sommer das Land bestellt werden musste.

Durch die schließlich bewilligte Beihilfe von 300 Mark konnten die Mitglieder des Vereins im ersten Jahr 601 Obstbäume, im darauffolgenden Jahr weitere 480 Obstbäume in Obergeilenkausen und Umgebung pflanzen. Selbst wenn der Verein nicht mehr besteht, so werden vermutlich noch immer einige der Bäume Früchte tragen.

Diese Dokumente sind Zeugnis des alltäglichen Lebens auf dem Land, benenn Namen, die noch immer dort vertreten sind, und leisten somit auch einen kleinen Beitrag zur genealogischen Forschung im Rheinland. Weiterhin lässt sich mit solchen Archivalien die Geschichte der Landwirtschaft erforschen, da in dem Bepflanzungsnachweis aufgeführt ist, welche Obstorten – und warum genau diese – angepflanzt wurden. 

(LAV NRW R BR 0045 Nr. 878)

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Geschichte im Schaufenster - August 2020: Vor 200 Jahren – als aus den Tribunalen Landgerichte wurden

Im Jahr 1820 wurde die Gerichtsorganisation im linksrheinischen Teil der Rheinprovinz neu geregelt. Dazu gehörte auch, dass die noch aus der französischen Zeit bestehenden „Tribunale de première instance“ mit Wirkung vom 1. August 1820 aufgehoben und stattdessen „Landgerichte“ errichtet wurden. Es handelte sich hierbei um die Landgerichte Aachen, Düsseldorf, Kleve, Koblenz, Köln und Trier. ...

Im Jahr 1820 wurde die Gerichtsorganisation im linksrheinischen Teil der Rheinprovinz neu geregelt. Dazu gehörte auch, dass die noch aus der französischen Zeit bestehenden „Tribunale de première instance“ mit Wirkung vom 1. August 1820 aufgehoben und stattdessen „Landgerichte“ errichtet wurden. Es handelte sich hierbei um die Landgerichte Aachen, Düsseldorf, Kleve, Koblenz, Köln und Trier.

Erstinstanzlich waren die Landgerichte für alle Zivilsachen zuständig, welche die Zuständigkeit der Friedensgerichte überstiegen und nicht vor die Handelsgerichte verhandelt wurden. In Strafsachen urteilten sie über Zuchtpolizeisachen (Vergehen) Weiterhin behandelten sie die Berufungen gegen Zivil- und Strafurteile der Friedensgerichte.

Die Archivalie dokumentiert eines der ersten Strafurteile des Landgerichtes Düsseldorf aus ebenjener Zeit: Johann Andreas Bonn, ein 36jähriger Leyendecker (eine frühere Bezeichnung für den Beruf des Schieferdeckers) wurde am 3. September 1820 für den Totschlag und Diebstahl an dem Fuhrmann Christian Bongard vom Schwurgericht zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt. Die Bekanntmachung, die wohl zum öffentlichen Aushang gedacht war, bietet u.a. eine detaillierte Beschreibung des Täters.

(LAV NRW R Gerichte Rep. 4 Nr. 65)

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