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Vorläufer der Grundsteuer im Stadtarchiv Lemgo – von der „Depositio“ zur Flurkarte

Vorläufer der Grundsteuer im Stadtarchiv Lemgo – von der „Depositio“ zur Flurkarte
Mittwoch, 1. Februar 2023 - 17:48

Vorläufer der Grundsteuer im Stadtarchiv Lemgo – von der „Depositio“ zur Flurkarte

Die Frist zur Abgabe der Grundsteuererklärung ist am 31. Januar 2023 abgelaufen! Aber vermutlich wird es noch etwas dauern, bis tatsächlich alle Eigentümer ihre Erklärung abgegeben haben (bisher 70 % in NRW).

Auch in der Vergangenheit war die Berechnung der Steuer auf Grundbesitz und Immobilien langwierig und komplex. Das erste einheitliche, flächenhafte Grundsteuerkataster für das damalige Fürstentum Lippe wurde erst zwischen 1878 und 1883 durch die Urvermessung geschaffen, was in der preußischen Provinz Westfalen bereits zwischen 1819 bis 1834 geschah. Davor scheiterten alle Versuche einer umfassenden Landesvermessung in Lippe, da entweder die Bemessungsgrundlagen und/oder die Finanzierung der Vermessung umstritten waren. Erhalten haben sich lediglich Karten aus dem 18. Jahrhundert, die Teile des Fürstentums erfassen (v. a. Friemelsche Karten im Landesarchiv NRW, Abt. OWL).

Vor der lippischen Urkatasteraufnahme gab es aber bereits schriftliche Katasteraufzeichnungen, die häufig auch als Salbücher, Urbare oder Lagerbücher bezeichnet wurden und die jeweiligen Eigentümer der Grundstücke und die zu erbringenden Leistungen aufführten. Sie dienten letztlich auch zu Steuerzwecken.

Die älteste derartige Aufzeichnung für die Stadt Lemgo ist aus dem Jahr 1636 im Stadtarchiv erhalten und wurde als Depositio (lateinisch etwa Ablage, Abgabe) bezeichnet (siehe A 3428 und A 3429 mit Digitalisat). Darin erklärten sich die Lemgoer Bürger über ihren Grundbesitz , aber auch über ihr Geld/Barvermögen und ihre Aktiv- und Passivschulden gegenüber anderen Bürgern. 1690 und 1701 entstanden weitere Katasterbücher für die Stadt Lemgo, die im 18. Jahrhundert fortgeführt wurden und sich nun aber auf Grund- und Hausbesitz konzentrierten. Spätestens im frühen 19. Jahrhundert wurden sie durch die lippischen Salbücher abgelöst, die bei den Stadtgerichten geführt wurden. Sie wurden dann durch die Grundbücher in Folge des BGB spätestens ab 1900 abgelöst.

Die älteste Katasterkarte für das heutige Lemgoer Stadtgebiet, die sog. Merkelsche Karte wurde zwischen 1794 und 1800 angefertigt, erfasst aber nur die städtische Feld- und Holzmark, aber nicht die eigentliche Stadt innerhalb der Wallanlagen. Mit Hilfe des zugehörigen Messbuches lassen sich die Grundstücke auch den Eigentümern zuordnen. Damit gibt es für Lemgo eine der ältesten lippischen Katasterkarten.

Mit der Urkatasteraufnahme von 1878/1883 entstanden die typischen Flur- und Gemarkungskarten, Flurbücher, Mutterrollen und Gebäudesteuerrollen, die als Kopien bzw. Zweitausfertigungen auch bei den Kommunen entstanden und dadurch im Stadtarchiv Lemgo vorhanden sind. Ein Beispiel für eine Flurkarte aus der Gemarkung Lieme liegt auch digital vor.

Ältere Katasteraufzeichnungen und Karten stellen heute einzigartige Quellen für die Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, für Topographie und Landschaftsentwicklung u.a.m. dar und lassen die Stadt in ihrer historischen Raumdimension begreifen.

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