Das vorliegende Schreiben (StA Telgte, Best. U, Nr. 183) wurde 1634 verfasst. Darin erlaubt Caspar Heinrich von Korff[1], gen. Schmiesing zu Tatenhausen[2] seinem Eigenbehörigen Gerdt Heemann einen Kredit aufzunehmen, damit dieser seine drei Söhne, die „bey nachtschlarfender Zeit“ von umherziehenden Söldnern „auß seiner behausung“ entführt worden waren, freikaufen kann.
Entführungen und Folterungen waren im Dreißigjährigen Krieg an der Tagesordnung. Ausschlaggebend war hierbei vor allem, neben der Tatsache, dass sich auch viele Straftäter der Armee angeschlossen hatten, dass die meisten Kriegsherren ihre Truppen nicht auf Dauer finanzieren konnten. Teilweise bekamen die Soldaten wochenlang keinen Sold, oder die Verpflegung reichte nicht für alle. Zu Kriegsbeginn wurden die Söldner meist noch gut und regelmäßig bezahlt, sodass viele die militärische Verpflichtung als eine Chance sahen, das eigene Überleben und gegebenenfalls das der Familie zu sichern und der völligen Verarmung zu entgehen. Besonders in Gebieten die durch die Kriegshandlungen bereits völlig verwüstet worden waren, ließen sich leicht neue Soldaten rekrutieren. Später, als sich die Finanzlage der Heerführer deutlich verschlechterte, ging es den einfachen Soldaten, die den Großteil des Heeres ausmachten, nicht besser als der ansässigen Bevölkerung und sie kämpften mehr gegen den Hungertod als in einer Schlacht.
Die Folge war, dass die Soldaten plünderten und brandschatzten. Sie verlangten Lösegelder oder zwangen die Bauern, Lebensmittelverstecke zu verraten. Die Marodeure setzten der zivilen Bevölkerung meist mehr zu, als die Hauptarmeen.
Quelle/ Literatur
- Adrians, Frauke: Das sich einem Stein solt erbarmet haben. Der Dreißigjährige Krieg im Erleben der Zivilbevölkerung, in: Bundeszentrale für politische Bildung, Zeitschriften, Dreißigjähriger Krieg, URL: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/272820/das-sich-einem-stein-solt-erbarmet-haben/ (letzter Zugriff am 28.04.2023).
- Feichtner, Daniel: Trosserinnen. Die Rolle von Frauen in den Söldnerheeren der frühen Neuzeit, Universität Insbruck 2010, URL: https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=&cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwiRrtOsh8z-AhW1dKQEHYsYCCk4ChAWegQIBhAB&url=https%3A%2F%2Fwebapp.uibk.ac.at%2Fojs2%2Findex.php%2Fhistoria_scribere%2Farticle%2Fdownload%2F2275%2F1827&usg=AOvVaw3EBX-Nj-hin8TobjT4XMr2 (letzter Zugriff am 28.04.2023).
- LWL: Internetportal Westfälische Geschichte, „URL: https://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/urkunden_datenbank/suche/vollansicht_archiv.php?id=187 und https://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/finde/langDatensatz.php?urlID=2907&url_tabelle=tab_person, letzter Zugriff am 28.04.2023)
- LWL: Internetportal Westfälische Geschichte https://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/finde/langDatensatz.php?urlID=114&url_tabelle=tab_websegmente und https://www.lwl.org/westfaelische-geschichte/portal/Internet/urkunden_datenbank/suche/vollansicht_archiv.php?id=187, letzter Zugriff am 28.04.2023).
- Vollbrecht Gerhard: Dreißigjähriger Krieg. Belastungen der Bevölkerung um Raum Iburg, Iburg 1998, URL: https://www.geo-iburg.de/Dreissig.pdf (letzter Zugriff am 28.04.2023).
[1] Westfälische Adelsfamilie, u.a. im Besitz des bei Telgte gelegenen Gut Lonn und einiger weiterer Höfe im Münsterland. Caspar Heinrich von Korff (1616-1690) war Rat in den Diensten Brandenburgs und hatte das Drostenamt zu Iburg inne. Insgesamt hatte die Familie sehr enge Beziehungen zum Fürstbistum Münster.
[2] Tatenhausen ist ein Wasserschloss bei Halle im Kreis Gütersloh und lag im 17. Jahrhundert in der Grafschaft Ravensberg, die 1609, nach langem Erbstreit, von Brandenburg erworben wurde.