Die Kahnakten
Gesunkene Schätze - Die Kahnakten
Bei den sogenannten "Kahnakten" handelt es sich um Akten, die Ende des Zweiten Weltkriegs vor den Bomben der Alliierten aus dem Staatsarchiv Düsseldorf gerettet werden sollten. Der dazu eingesetzte Lastkahn sank jedoch infolge eines Bombenangriffs im Hafen Hannover-Linden. Die Akten wurden erst ein halbes Jahr später als „übel riechende, zusammen gebackene, verschlammte Masse“ geborgen. Das Landesarchiv NRW restauriert und digitalisiert die Akten und macht sie nach über 70 Jahren wieder für die Öffentlichkeit zugänglich und die historische Forschung verfügbar.
Die Restaurierung der Kahnakten im Landesarchiv NRW ist das umfangreichste und zeitaufwändigste Projekt zur Rettung kriegsgeschädigten Archivguts in der Bundesrepublik Deutschland.
Die Geschichte der Kahnakten
Historische Bedeutung
Das Unglück markiert bis heute einen schwerwiegenden Verlust für die Geschichte des Niederrheins; zu den schmerzhaften Lücken in der historischen Überlieferung zählen u. a. zentrale Dokumente zur Geschichte niederrheinischer Klöster und Stifte, die Korrespondenz des Hauses Kleve mit den Niederlanden und England, Akten aus Landratsämtern und aus den Regierungspräsidien in Aachen, Düsseldorf, Kleve und Köln, des Weiteren Gerichts-, Polizei- und andere wichtige Verwaltungsakten.
Restaurierung und Digitalisierung
Multispektraldigitalisierung
Eine Kahnakte in 3D
Schauen Sie sich eine verblockte Kahnakte von allen Seiten an Ihrem PC an.
Die Identifizierung
Die Schäden, die die Bombenexplosion, der Brand und das Wasser an den Akten hinterlassen haben, machen die Identifizierung nicht leicht. Neben der schlechten Lesbarkeit, die wir aufwändig technologisch lösen können, stellt die durcheinander geratene Zuordnung ein weiteres Problem dar. Bei der Explosion wurden die Blätter durcheinander geschossen, unter Wasser lagen sie kreuz und quer verteilt und bei der Bergung und Restaurierung kam es vor allem auf die Erhaltung des Bestands an und nicht auf die korrekte Zuordnung. Diese versuchen wir jetzt aufzuarbeiten.
Dabei tauchen verschollene Signaturen wieder auf, sodass wir Findbücher vervollständigen können. Blätter, die in der falschen Akte untergebracht waren, werden wieder in die richtige Akte einsortiert. Die Archivalien kehren an den Ort zurück, wo sie herkommen. Über die Ergebnisse halten wir hier auf dem Laufenden.
„Mannszucht und gute Ordnung“
Im „Disciplinspatent für die Kaiserliche und des Heiligen Römischen Reiches Reichsexecutionsarmee“ von 1757 erläutert der Herzog Joseph Friedrich zu Sachsen, wie er sich die Herstellung von „Mannszucht und gute(r) Ordnung“ innerhalb der Reichsexekutionsarmee vorstellt. Auf ihr beruhten seiner Ansicht nach „das Heil und die Wohlfahrt eines Kriegsheeres“ denn „diese allein den Sieg erfechte“. In 37 Einzelpunkten beschreibt er, wie die nötige Disziplin unter den Soldaten und den Offizieren herzustellen sei.
Die Reichsexekution war ein Mittel zur Durchsetzung von Pflichten innerhalb eines Staatenbundes. Kamen die Mitgliedsstaaten des Heiliges Römischen Reiches ihren Pflichten nicht nach, erfolgten entsprechende, durchaus auch militärische, Maßnahmen.