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Krefeld als barocke Planstadt

Ein historischer Stadtplan im Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland
Freitag, 20. Januar 2023 - 17:01

Ein historischer Stadtplan im Landesarchiv NRW Abteilung Rheinland

Die abgebildete, westorientierte Karte zeigt das niederrheinische Krefeld in der Planungsphase zur zweiten Stadterweiterung (sog. „zweite Auslage“), wie sie im Jahr 1711 vom preußischen König Friedrich I. angeordnet wurde und vom damaligen Drosten des Fürstentums Moers, Baron von Kinsky, auszuführen war.

Die mit rotem und gelbem Grenzkolorit umgegebenen Bauflächen - vom Betrachter aus rechts - entsprechen dabei dem Krefeld der oranischen Zeit. Eingezeichnet finden sich einige markante Gebäude - das Stadthaus am Schwanenmarkt, die „alte Kirche“, 1472 errichtet und ab 1607 evangelisch-reformiert, von der seit dem alliierten Bombenangriff 1943 und dem Einsturz des spätgotischen Turmes 1951 heute kaum noch etwas vorhanden ist, das Beginenkloster sowie die zwischen 1693 und 1696 an der Königsstraße erbaute, 1943 ebenfalls schwer beschädigte Mennonitenkirche.

Die offene Fläche in der Mitte zeigt den Neumarkt als Verbindungsstück zur alten Stadt. Links davon an der Südseite erstreckt sich das geplante Neubaugebiet mit insgesamt 59, in der Karte grün umrandeten Grundstücken, deren Verkauf und Bebauung bis zum Jahr 1726 abgeschlossen werden konnte.

In der bereits in ihrer Erweiterung dargestellten Stadtmauer sind Türme und Stadttore eingezeichnet: Der Everts- und der Scherkesturm im Westen, das Nieder- bzw. Hülser Tor im Norden, das Neue bzw. Linner Tor im Osten sowie das Ober- bzw. Fischelner Tor im Süden der Stadt. Zwei Quadrate auf dem Neumarkt markieren noch die bisherige Lage jenes südlichen Stadttores, welches nun versetzt werden musste. Die neue Position an der Stadtmauer ist in der Karte ebenfalls markiert.

Dieses interessante Zeugnis preußischer Städtebauplanung im Rheinland zu Beginn des 18. Jahrhunderts findet sich - recht unscheinbar und lose eingelegt - im siebten Band einer umfangreichen, 16-bändigen Aktenserie zu einem vom Haus Nassau-Dietz gegen die preußische Krone ab 1702 geführten Prozess um die Erbfolge in der Grafschaft bzw. (ab 1707) im Fürstentum Moers. Diesen konnte Preußen, das seinen Rechtsanspruch aus der Lehnsabhängigkeit jener Grafschaft vom Herzogtum Kleve sowie der Heirat des „Großen Kurfürsten“ Friedrich Wilhelm von Brandenburg mit Henriette von Oranien ableitete, gegenüber den Nassauern, die sich auf das Fideikommiss des Prinzen Moritz von Oranien und das Testament Wilhelms III. von Oranien, in dem Johann Wilhelm Friso, Fürst von Nassau-Dietz, als Universalerbe bestimmt worden war, beriefen, bekanntlich nach vielen Jahren für sich entscheiden.

Genannte Unterlagen sind nach Auflösung des Nassau-Siegenschen Archivs in den Jahren 1835-1836 an das Königlich-Preußische Provinzialarchiv Düsseldorf gelangt - Rechtsvorläufer der Abteilung Rheinland des Landesarchivs NRW, wo die Archivalien heute unter den Signaturen AA 0073 Oranien-Moers Nr. 25 Bd. 1-16 geführt werden.

Der Bestand AA 0073 wurde im Jahr 2022 zusammen mit den anderen Akten- und Urkundenbeständen der Beständegruppen Geldern und Moers im Rahmen eines von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekts digitalisiert und ist online einsehbar

(Signatur: AA 0073 Oranien-Moers Nr. 25 Bd. 7, Bl. 5)

 

Farbige Zeichnung mit verschiedenen großen Vierecken. Und kleinen Gebäude Zeichnungen.