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Pressemeldung 18.04.2024

Stark ausfasernde Ecke einer Urkunde mit Buchstaben

Einzige erhaltene Papsturkunde auf Papyrus nördlich der Alpen in Münster restauriert

Die Abteilung Westfalen des Landesarchivs NRW in Münster verwahrt einen ganz be­sonderen Schatz: eine mittelalterliche Urkunde aus dem Jahre 891, die auf Papyrus geschrieben wurde. Papyrus war der Beschreibstoff, auf dem die Päpste in Rom bis etwa zum Jahre 1000 ihre Urkunden ausstellten, bevor sie nach und nach auf das haltbarere Pergament umstellten. In der Münsteraner Urkunde bestätigte Papst Stefan V. dem Frauenkloster Neuenheerse bei Paderborn dessen Besitzungen und Rechte.

Obwohl es sich dabei um eine routinierte Amtshandlung von Päpsten handelte, kommt der Urkunde als einzig erhaltener Papsturkunde auf Papyrus nördlich der Alpen eine herausragende Bedeutung zu: Wegen des besonderen Beschreibstoffs wurde sie im 18. Jahrhundert zur Touristenattraktion für die Kurgäste aus dem nahen Bad Driburg, und das, obwohl vermutlich schon zu dieser Zeit ihr Anfang fehlte, der zuvor unter nicht geklärten Umständen verloren gegangen war. Zwischen 1812 und 1816 wurde auch der Schluss - nachweislich in Göttingen - abgetrennt und dort, im Diplomatischen Ap­parat, einer wissenschaftlichen Einrichtung der Göttinger Universität, erst 2023, also mehr als zweihundert Jahre später, durch einen Zufall wieder aufgefunden.

Papyrus stellt alters- und herstellungsbedingt besondere Herausforderungen an die Durchführung konservatorischer Maßnahmen, handelt es sich doch um einen fragilen Beschreibstoff, der insbesondere auf klimatische Veränderungen empfindlich reagiert. Mit Jörg Graf, dem Leiter der Restaurierung an der Universitätsbibliothek Leipzig, konnte ein ausgewiesener Papyrus-Experte für die bestandserhalterisch notwendige Maßnahme gewonnen werden. In der kommenden Woche wird er die Urkunde in der zentralen Restaurierungswerkstatt des Landesarchivs NRW in Münster konservato­risch behandeln. Dazu wird das Papyrus von einem säurehaltigen Karton, auf den es vor mehr als einem halben Jahrhundert von einem Restaurator des Berliner Perga­monmuseums nach den damaligen Maßstäben der Restaurierung aufgebracht worden war, gelöst und anschließend mit einem speziellen, UV-geschützten Glas konservato­risch gesichert. Im Zuge dieser Maßnahmen wird die Urkunde auch digitalisiert.

Die einzigartige Papyrusurkunde, ihre wechselvolle Geschichte sowie der Restaurie­rungsprozess werden am Donnerstag, dem 18. April 2024, um 11.00 Uhr im Techni­schen Zentrum des Landesarchivs in Münster im Rahmen eines Pressetermins vorge­stellt. Das Landesarchiv lädt interessierte Vertreterinnen und Vertreter der Medien ein, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und die mittelalterliche Urkunde aus nächster Nähe zu entdecken. Um Voranmeldung wird gebeten.

Mitwirkende:

  • Dr. Frank Bischoff (Präsident des LAV NRW)
  • Prof. Dr. Mechthild Black-Veldtrup (Leiterin Abteilung Westfalen des LAV NRW)
  • Dr. Benjamin Kram (Leiter Technisches Zentrum des LAV NRW)
  • Jörg Graf (Leiter der Restaurierung der Universitätsbibliothek Leipzig)

 

Kontakt:

 

Anlagen

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Jörg Graf (Universitätsbibliothek Leipzig) beim Restaurieren der Papyrusurkunde

Foto: LAV NRW / Kristian Peters

Jörg Graf (Universitätsbibliothek Leipzig) beim Restaurieren der Papyrusurkunde

Foto: LAV NRW / Kristian Peters

Jörg Graf (Universitätsbibliothek Leipzig) beim Restaurieren der Papyrusurkunde

Foto: LAV NRW / Kristian Peters

Foto: LAV NRW / Kristian Peters

Foto: LAV NRW / Kristian Peters

Jörg Graf (Universitätsbibliothek Leipzig) beim Restaurieren der Papyrusurkunde

Foto: LAV NRW / Kristian Peters

Foto: LAV NRW / Kristian Peters

Foto: LAV NRW / Kristian Peters

Foto: LAV NRW / Kristian Peters

Jörg Graf (Universitätsbibliothek Leipzig) beim Restaurieren der Papyrusurkunde

Foto: LAV NRW / Kristian Peters