Notfallübung Kulturgutschutz Münster

Pressemitteilung vom 07.09.2023
Landesarchiv NRW probt in der Speicherstadt in Münster-Coerde für den Notfall
Übung von Archiven und Feuerwehr zur Erstversorgung wassergeschädigten Archivguts mit dem Abrollcontainer Kulturgutschutz
Heute haben auf dem Gelände des Technischen Zentrums in der Speicherstadt in Münster-Coerde Vertreterinnen und Vertreter großer archivischer Notfallverbünde in Nordrhein-Westfalen gemeinsam mit der Feuerwehr Münster und der Stadt Köln eine Übung zur Rettung von Kulturgut im Not- und Katastrophenfall durchgeführt.
An der Übung wirkten unterschiedliche Teams von Kultureinrichtungen und Notfallverbünden aus den Städten Münster, Bielefeld und Detmold mit. Die fachliche Anleitung der Übung am Abrollcontainer lag bei Nadine Thiel vom Historischen Archiv der Stadt Köln, die schon seit längerem Erfahrungen mit dem Einsatz des mobilen Werkstatt-Containers gesammelt hat, unter anderem im Zuge der Notfallhilfe beim Ahr-Hochwasser.
Die infolge des Klimawandels auftretenden Extremwetterereignisse gefährden das kulturelle Erbe des Landes und der Kommunen in Nordrhein-Westfalen. Eine besondere Herausforderung für Museen, Bibliotheken und Archive sind dabei durch Starkregen ausgelöste großflächige Überschwemmungen. Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat gezeigt, dass auch die Gedächtnisinstitutionen ihre Schutzmaßnahmen verstärken müssen. Dazu sind auch überregionale Lösungen erforderlich, denn die hierfür notwendigen fachlichen und logistischen Kapazitäten können nur durch enge Abstimmung und Kooperation bereitgestellt werden. Schon seit vielen Jahren schließen sich daher bundesweit Archive und andere Gedächtnisinstitutionen regional und lokal in sogenannten Notfallverbünden zusammen, um im Bedarfsfall Personal und Material bereitstellen zu können.
Vor diesem Hintergrund hat das Landesarchiv NRW die heutige Notfallübung zur Rettung von Kulturgut im Not- und Katastrophenfall in seinem Technischen Zentrum in Münster-Coerde organisiert. Bei seiner Begrüßung stellte der Präsident des Landesarchivs, Dr. Frank M. Bischoff, die große Bedeutung von regelmäßigen Notfallübungen heraus, damit im Falle einer Havarie professionelle Hilfe zur Rettung und Sicherung geschädigter Kulturgüter schnell und koordiniert erfolgen kann. Die vielerorts in Nordrhein-Westfalen bestehenden Notfallverbünde bilden dafür eine unverzichtbare Infrastruktur. Frau Ministerin Ina Brandes vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen richtete zum Auftakt der Notfallübung ein Grußwort an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Die Unwetterkatastrophe im Juli 2021 mit 180 Toten in Deutschland hat uns in Nordrhein-Westfalen schmerzlich vor Augen geführt, wie verletzlich unsere Infrastruktur ist. Das Hochwasser ist zugleich ein Weckruf gewesen, dass wir die Zeit des Wiederaufbaus, der stellenweise noch immer im Gange ist, nutzen müssen, uns systematisch mit der Frage auseinanderzusetzen, wie wir die Menschen in unserem Land und unsere Kulturgüter besser beschützen können. Ich bin sehr beeindruckt, mit welcher Professionalität die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Museen und Archive mit der Feuerwehr zusammenarbeiten, um unsere Kulturschätze zu retten.“
Die Bürgermeisterin der Stadt Münster, Angela Stähler, unterstrich die Selbstorganisation der Kultureinrichtungen, der Bibliotheken und Archive und in Münster auch des Stadtmuseums, als einen der wichtigsten Schritte zum Schutz des Kulturgutes.
Nach den positiven Erfahrungen mit der Übung am Kölner Notfallcontainer im letzten Jahr in Duisburg wurde die mobile Werkstatt in Form eines Abrollcontainers heute erstmals im westfälischen Landesteil aufgebaut und eingesetzt. Der mit relativ geringem Aufwand transportable Container kennzeichnet eine neue Entwicklung der Notfallvorsorge im Kulturgutschutz, die insbesondere seit dem Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln 2009 bei Archiven und anderen Kulturerbe-Einrichtungen stetig professionalisiert wurde. Spätestens seit 2021 bereiten sich Kulturerbeeinrichtungen auf in kürzeren Abständen aufeinanderfolgende regionale Katastrophen-Lagen vor. In diesem Zusammenhang plant das Land, Notfallcontainer nun für verschiedene Städte (darunter Münster) in Nordrhein-Westfalen anzuschaffen. Mit einem Notfallcontainer ist eine effiziente und professionelle Erstversorgung geschädigten Archivguts möglich. Bei der heutigen Übung lernten und erprobten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Funktionen des Notfallcontainers und die Arbeitsabläufe bei der Rettung von geschädigten Archivalien. Das Landesarchiv Nordrhein-Westfalen ist bestrebt, Notfallübungen mit den mobilen Werkstätten regelmäßig durchzuführen.
Unterstützt wurde die Übung durch die Feuerwehr Münster, die auch in den Notfallverbund Münster eng eingebunden ist. „Die Feuerwehr bietet sowohl eine technische Unterstützung durch die Materialzuführung im Ereignisfall, insbesondere aber auch eine Fachexpertise für die Vorsorgeplanung, die für den Kulturgutschutz von zentraler Bedeutung ist“, so der Stellvertretende Leiter der Feuerwehr Münster, Dr. Jürgen Langenberg.
Die Notfallübung wurde außerdem vom Referenten für Kulturgutschutz nach der Haager Konvention beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe, Dr. Jonas Feltes, begleitet, der auf die ungebrochene Aktualität der Haager Konvention, besonders in der aktuellen geopolitischen Lage hinwies und den Kulturgutschutz als gemeinschaftliche Anstrengung von Bund, Ländern und Kulturgut bewahrenden Institutionen betrachtet.
Kontakt:
- Dr. Kathrin Pilger
Pressesprecherin des Landesarchivs Nordrhein-Westfalen
kathrin.pilger@lav.nrw.de; Tel. 0203/98721-119
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