Zu den aus kunsthistorischer Sicht wertvollsten Bauten aus der Zeit des Kaiserreichs in Münster gehört der an der Ecke Fürstenbergstraße/Bohlweg gelegene Altbau des Staatsarchivs. Nachdem das Staatsarchiv seit 1829 in verschiedenen Gebäuden am Domplatz provisorisch untergebracht war, konnte es 1889 den im Stile der Neorenaissance errichteten Neubau am Bohlweg beziehen.
Dabei handelte es sich um den ersten nach dem sogenannten Magazinsystem konzipierten Archivzweckbau in Preußen, der aus Gründen des Brandschutzes den Magazinbereich und den Verwaltungstrakt strikt voneinander trennt. Das Gebäude des Münsteraner Staatsarchivs diente dann auch wegen seines bahnbrechenden Konzeptes für andere preußische Archivbauten als Vorbild.
Wegen des gestiegenen Raumbedarfs erfolgte 1938 eine Erweiterung des Magazintraktes. Im Krieg wurde das Verwaltungsgebäude an der Fürstenbergstraße zerstört, das Magazin überstand ihn jedoch unbeschadet. Platzmangel führte nach dem Krieg zur Auslagerung von Beständen in temporäre Ausweichmagazine.
Die 1952 ernsthaft begonnenen Planungen für die erforderlichen Neubaumaßnahmen zogen sich über Jahrzehnte hin. Erst 1972 konnte mit dem Bau eines neuen Gebäudes begonnen werden, der schließlich 1975 eingeweiht wurde.
Der neue Gebäudeteil ist in grauem Beton gekleidet und im Stile des Brutalismus errichtet. Er bildet einerseits in seiner Rohheit und Schlichtheit einen augenfälligen Kontrapunkt zur dekorativen Fassade des alten Magazins, hebt diese aber auch gleichzeitig hervor, so dass sie einen hohen Wiedererkennungswert im Stadtbild Münsters genießt.