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Fremdsein, Vielfalt und Integration - Migration am Beispiel der „Ruhrpolen“ im Kaiserreich

In dieser Forscherwerkstatt werden originale Dokumente aus dem Landesarchiv für Schülerinnen und Schüler zum selbstständigen Entdecken und Erforschen bereitgestellt. Die Begegnung mit originalen Zeugnissen der Geschichte lädt zur historischen Spurensuche ein, fordert zur kritischen Quellenarbeit auf...

In dieser Forscherwerkstatt werden originale Dokumente aus dem Landesarchiv für Schülerinnen und Schüler zum selbstständigen Entdecken und Erforschen bereitgestellt. Die Begegnung mit originalen Zeugnissen der Geschichte lädt zur historischen Spurensuche ein, fordert zur kritischen Quellenarbeit auf und ermöglicht eigene Einblicke, Erkenntnisse und Urteile. Die Forscherwerkstatt wird im Landesarchiv sowohl vor Ort als Präsenzveranstaltung angeboten als auch in dieser digitalen Form. Leitend ist hierbei das Prinzip des forschend-entdeckenden Lernens.

Vorweg wird an einem Beispiel gezeigt, wie durch eine kritische Quellenauswertung vielfältige Informationen aus einem Dokument gewonnen werden können. Für die inhaltliche Erforschung werden Quellen aus folgenden Bereichen bereitgestellt:

  1. Die Lage der polnischen Arbeiter
  2. Die polnischen Vereine
  3. Die Überwachung durch den preußischen Staat
  4. Sprachenkonflikte
  5. Zwischen Abgrenzung und Integration.

Die jeweils vorangestellten Untersuchungsfragen können als Orientierung und Anregung dienen.

Die Forscherwerkstatt „Fremdsein, Vielfalt und Integration – Migration am Beispiel der ‚Ruhrpolen‘ im Kaiserreich“ knüpft an den Kernlehrplan Geschichte Sek II NRW, Inhaltsfeld 1 an und orientiert sich an den dort formulierten Kompetenzerwartungen.

Die digitale Forscherwerkstatt kann mit einem Besuch des Landesarchivs verbunden werden: um die Originale einmal selber in die Hand zu nehmen, zur Vertiefung des Themas anhand weiterer Quellen oder zum Kennenlernen des Landesarchivs als Ort historischer Überlieferung (mit Führung).

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Die kritische Quellenauswertung – ein Beispiel

In einer Akte des Amtsgerichts Gelsenkirchen-Buer findet sich die Namensänderung des Bergmanns August Friedrich Bielski vermerkt. Eine kritische Auswertung der Quelle in ihrem historischen Kontext offenbart einige interessante Erkenntnisse...

Eine Lesehilfe für die Quelle findet Ihr hier!

Die Auswertung der Quelle findet Ihr hier!

1. Die Lage der polnischen Arbeiter

Zeitschrift

Der „Wiarus Polski“ (dt. Polnischer Getreuer/Kämpfer) war eine Zeitung, die ab 1891 in Bochum in polnischer Sprache für die polnischen Bergleute erschien. Der Herausgeber, Anton Brejski, entwickelte das Blatt zu einem zentralen Sprachrohr der katholischen und national-polnischen Bewegung im Ruhrgebiet. Damit geriet die Zeitung ins Visier der deutschen Polizeibehörden. Die wichtigsten Artikel wurden ins Deutsche übersetzt und an die zuständigen Überwachungsbehörden verteilt, also an die lokalen Polizeidienststellen, die Bezirksregierung, den Oberpräsidenten der Provinz Westfalen und das Ministerium in Berlin. Neben der Hauptausgabe des „Wiarus Polski“ erschienen die Beilagen „Stimme der Berg- und Hüttenarbeiter“ sowie „Gornik“ (Bergmann).

Untersuchungsfragen

1. Wählen Sie einzelne Zeitungsartikel aus und bestimmen Sie die Quelle:

  • Um was für eine Art von Quelle handelt es sich?
  • Aus welcher Perspektive und mit welcher Absicht wurde sie verfasst?
  • Wie schätzen Sie den Aussagewert ein?

2. Was erfahren Sie aus den Quellen über...

  • die Lebens- und Arbeitsverhältnisse der polnischen Bergleute?
  • die Auswirkungen für Integration und Aus- und Abgrenzung der „Ruhrpolen“?

3. Notieren Sie, was Ihnen wichtig erscheint!

Zusätzlich
1. Quelle: Die Lage der Arbeiter
Zusätzlich
2. Quelle: Die Lohnverhältnisse
Zusätzlich
3. Quelle: Schön ist das Leben...
Zusätzlich
4. Quelle: Der Arbeitsausstand ...
Zusätzlich
Untersuchungsfragen

1. Wählen Sie einzelne Dokumente aus und bestimmen Sie zunächst die Quellen:

  • Um was für eine Art von Quelle handelt es sich?
  • Aus welcher Perspektive und mit welcher Absicht wurde sie verfasst?
  • Wie schätzen Sie den Aussagewert ein?

2. Was erfahren Sie aus den Quellen über...

  • das Freizeitverhalten der polnischen Arbeiterinnen und Arbeiter?
  • die Tätigkeiten, den Umfang und den Einfluss der Vereine?
  • die Bedeutung der Vereine für die Identität bzw. Integration der „Ruhrpolen“?

3. Notieren Sie, was Ihnen wichtig erscheint!

Zusätzlich
1. Quelle: Polinnenverein "Wanda"
Zusätzlich
2. Quelle: Gesangverein "Skarga"
Zusätzlich
3. Quelle: Schützenverein
Zusätzlich
4. Quelle: katholischer Verein "St. Barbara"
Zusätzlich
5. Quelle: Turnverein "Sokól"
Zusätzlich
6. Quelle: Verein der Kavalliere "Kopernik"
Zusätzlich
7. Quelle: Novemberfeiern
Zusätzlich
8. Quelle: Polizeibericht
Zusätzlich

2. Die polnischen Vereine

Als eine Folge des florienden gesellschaftlichen Lebens der Polen an Rhein und Ruhr wurden eine Vielzahl polnischer Vereine gegründet, die auf durchaus vielfältige Weise die Interessen ihrer Mitglieder aufgriffen...

3. Überwachung durch den preußischen Staat

Die Zunahme der polnischen Bevölkerung im rheinisch-westfälischen Industriegebiet und ihr Ringen um eine gesellschaftliche, wie politische Teilhabe wurde unter anderem von den preußischen Polizeibehörden mit Skepsis verfolgt...

Untersuchungsfragen

1. Wählen Sie aus den Akten geeignete Dokumente aus und bestimmen Sie zunächst die Quellen:

  • Um was für eine Art von Quelle handelt es sich?
  • Aus welcher Perspektive und mit welcher Absicht wurde sie verfasst?
  • Wie schätzen Sie den Aussagewert ein?

2. Was erfahren Sie aus den Quellen über...

  • den Umfang und das Ausmaß der Überwachung?
  • die Art der Überwachungsmaßnahmen?
  • das Leben der Polen im Ruhrgebiet?
  • die Auswirkungen für Integration und Aus- und Abgrenzung der „Ruhrpolen“?

3. Notieren Sie, was Ihnen wichtig erscheint!

Zusätzlich
1. Quelle: Bericht vom 21.12.1899
Zusätzlich
2. Quelle: Bericht vom 7.11.1908
Zusätzlich
3. Quelle: Bericht vom 11.1.1910
Zusätzlich
4. Quelle: Bericht vom 1.4.1911
Zusätzlich
Untersuchungsfragen

1. Wählen Sie einen der beiden Fälle aus und bestimmen Sie zunächst die Quellen:

  • Um was für eine Art von Quelle handelt es sich bei den einzelnen Dokumenten und bei der Akte als ganze?
  • Aus welcher Perspektive und mit welcher Absicht wurden sie jeweils verfasst?
  • Wie schätzen Sie den Aussagewert ein?

2. Was erfahren Sie aus den Quellen über...

  • die Sprache als Konflikt?
  • die Haltung der polnischen Familien?
  • die Situation der polnischen Kinder?
  • die Haltung der Lehrerinnen und Lehrer sowie der Behörden?
  • die Auswirkungen für Integration und Identität der „Ruhrpolen“?

3. Notieren Sie, was Ihnen wichtig erscheint!

Zusätzlich
1. Quelle: Der Fall "Szunny"
Zusätzlich
2. Quelle: Der Fall "Rebelka"
Zusätzlich

4. Sprachkonflikte

LAV NRW W, K 101 / Reg. Arnsberg, Nr. 14226.

5. Zwischen Abgrenzung und Integration

Das Zusammenleben von „Ruhrpolen“ und einheimischen Deutschen gestaltete sich nicht immer einfach. Anpassungen an die neue Heimat standen Erfahrungen von Ablehnung und Ausgrenzung gegenüber. Daneben gab es starke Bestrebungen, auch in der Fremde eine polnische Identität zu bewahren.
Für diese Entwicklung stand allen voran die polnische Bergarbeiterzeitung „Wiarus Polski“ (dt. Polnischer Getreuer/Kämpfer). Die Zeitung erschien ab 1891 in Bochum in polnischer Sprache. Der Herausgeber, Anton Brejski, entwickelte das Blatt zu einem zentralen Sprachrohr der katholischen und national-polnischen Bewegung im Ruhrgebiet. Damit geriet die Zeitung ins Visier der deutschen Polizeibehörden. Die wichtigsten Artikel wurden ins Deutsche übersetzt und an die zuständigen Überwachungsbehörden verteilt, also an die lokalen Polizeidienststellen, die Bezirksregierung, den Oberpräsidenten der Provinz Westfalen und das Ministerium in Berlin. Neben der Hauptausgabe des „Wiarus Polski“ erschienen die Beilagen „Stimme der Berg- und Hüttenarbeiter“ sowie „Gornik“ (Bergmann).
Eine Auswahl von Zeitungsartikeln wird hier ergänzt von Anträgen auf Namensänderung polnischer Bergleute. Eine exemplarische Auswertung dieser Quellenart findet sich zu Beginn dieser Forscherwerkstatt.

Untersuchungsfragen

1. Wählen Sie einzelne Dokumente aus und bestimmen Sie zunächst die Quelle:

  • Um was für eine Art von Quelle handelt es sich?
  • Aus welcher Perspektive und mit welcher Absicht wurde sie verfasst?
  • Wie schätzen Sie den Aussagewert ein?

2. Was erfahren Sie aus den Quellen über...

  • die politische Haltung und Ziele des „Wiarus Polski“?
  • die Haltung der polnischen Vereine?
  • die Reaktionen der Polizei bzw. der Gerichte?
  • die Namensänderungen?
  • die Abgrenzung und Integration der „Ruhrpolen“?

3. Notieren Sie, was Ihnen wichtig erscheint!

Zusätzlich
1. Quelle: Artikel von 1898
Zusätzlich
2. Quelle: Artikel von 1901
Zusätzlich
3. Quelle: Artikel von 1902
Zusätzlich
4. Quelle: Artikel von 1907
Zusätzlich
5. Quelle: Namensänderung vom 5.2.1925
Zusätzlich
6. Quelle: Namensänderung vom 28.4.1920
Zusätzlich