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SCHNELLER, HÖHER, WEITER – SPORT, SPIEL UND LEIBESÜBUNGEN (ARCHIVALE DES MONATS DER ABTEILUNG WESTFALEN)

120 Jahre nach Gründung eines nachmals berühmten Fußballvereins in einem Gelsenkirchener Stadtteil, 115 Jahre nach Gründung seines späteren Lieblingsgegners in Dortmund, 70 bzw. 50 Jahre nach den ersten beiden Weltmeistertiteln der (bundes)deutschen Fußballherren sowie 35 Jahre nach dem Gewinn der ersten Europameisterschaft durch die (bundes)deutschen Fußballdamen bietet das Jahr 2024 einige Anläs...

120 Jahre nach Gründung eines nachmals berühmten Fußballvereins in einem Gelsenkirchener Stadtteil, 115 Jahre nach Gründung seines späteren Lieblingsgegners in Dortmund, 70 bzw. 50 Jahre nach den ersten beiden Weltmeistertiteln der (bundes)deutschen Fußballherren sowie 35 Jahre nach dem Gewinn der ersten Europameisterschaft durch die (bundes)deutschen Fußballdamen bietet das Jahr 2024 einige Anlässe, sich mit (west-)deutscher Fußballgeschichte zu befassen. Das Archivale des Monats der Abteilung Westfalen des Landesarchivs schaut indessen, um die zumindest im Sommer rund um die „heimische“ Europameisterschaft drohende Dominanz des Fußballs nicht noch zu verstärken, mit einer Ausnahme über den Horizont der Bolzplätze hinaus und bietet ausgewählte Einblicke in diverse (Rand)Sportarten.

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Januar: Olympia unterm Hakenkreuz

Schon 1912 wurde Berlin erstmals als Austragungsort für die Olympiade 1916 gewählt, kam aber wegen der kriegsbedingten Absage der Spiele nicht zum Zuge. Nachdem Deutschland vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) erst 1925 wieder aufgenommen worden war, konnte sich die Reichshauptstadt 1931 gegen Barcelona durchsetzen und erhielt den Zuschlag für die XI. Sommerspiele im Jahr 1936 (während di...

Schon 1912 wurde Berlin erstmals als Austragungsort für die Olympiade 1916 gewählt, kam aber wegen der kriegsbedingten Absage der Spiele nicht zum Zuge. Nachdem Deutschland vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) erst 1925 wieder aufgenommen worden war, konnte sich die Reichshauptstadt 1931 gegen Barcelona durchsetzen und erhielt den Zuschlag für die XI. Sommerspiele im Jahr 1936 (während die IV. Winterspiele im Februar in Garmisch-Partenkirchen stattfanden).

Nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler und den ersten antisemitischen Gewaltaktionen bildeten sich v.a. in Frankreich und den USA Boykottbewegungen, zu deren Beruhigung das IOC im Sommer 1933 von der Reichsregierung eine Garantieerklärung zur Einhaltung der olympischen Idee einforderte und auch erhielt, da das NS-Regime den außenpolitischen Prestigegewinn nicht gefährden wollte. Obwohl dieses Bekenntnis spätestens durch die „Nürnberger Rassegesetze“ von 1935 als Farce entlarvt wurde, boykottierte schließlich nur die Sowjetunion die Spiele.

Zur umfassenden propagandistischen Vorbereitung der Olympiade gehörte die Herausgabe einer Serie von 26 „Olympia-Heften“, die in handlichem Format (16 x 11cm) auf 32 bis 64 Seiten über die verschiedenen Disziplinen informierten. Indessen machte der massenhafte Druck und die Popularität des Themas diese Hefte zum idealen Medium für Regimegegner: Bei beiden gezeigten Exemplaren handelt es sich um so genannte Tarnschriften, die im offiziellen Einband illegale Texte verbreiteten. So enthält Heft 8 neben 5 Seiten über „Laufen und Gehen“ auf 78 (!) Seiten eine Rede, die der Kommunist Wilhelm Florin im Oktober 1935 auf einer Konferenz der KPD in Brüssel zur Frage „Wie stürzen wir Hitler?“ gehalten hatte.

 

LAV NRW W, Q 211a / Generalstaatsanwaltschaft Hamm, Erstinstanzliche Strafsachen Nr. F 1956, F 1957.

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Februar: Gut Holz und alle Neune!

Die Wurzeln des Kegelns als spielerischer Zeitvertreib reichen bis in die Zeit der Pharaonen im alten Ägypten zurück. Mittelalterliche Quellen belegen die weite Verbreitung als Volksbelustigung insbesondere auf Jahr-märkten und Hochzeiten, die bis ins 18.Jahr-hundert ausschließlich im Freien ausgeübt wurde – nicht immer zur Freude der Umgebung, wie etwa Beschwerden von Pfarrern und Kirchengemeinde...

Die Wurzeln des Kegelns als spielerischer Zeitvertreib reichen bis in die Zeit der Pharaonen im alten Ägypten zurück. Mittelalterliche Quellen belegen die weite Verbreitung als Volksbelustigung insbesondere auf Jahr-märkten und Hochzeiten, die bis ins 18.Jahr-hundert ausschließlich im Freien ausgeübt wurde – nicht immer zur Freude der Umgebung, wie etwa Beschwerden von Pfarrern und Kirchengemeinden über Lärmbelästigung durch Kegler während der sonntäglichen Messe belegen.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts formierten sich erste Vereine mit eher sportlicher Ausrichtung, für die 1885 in Dresden der Zentral-verband deutscher Kegelklubs (1889 umbenannt in Deutscher Keglerbund) gegründet wurde, der ab 1891 deutsche Meisterschaften organisierte.

Aus dem resultierenden Bedarf an technisch einwandfreien Kegelbahnen versuchten, wie der Prospekt von 1905 zeigt, auch solche Firmen Profit zu schlagen, die ursprünglich auf andere Spiel- und Sportgeräte spezialisiert waren.

Jenseits der Sportkegler dominiert seit jeher das gesellige Beisammensein, das gelegentlich wohl auch zur Beziehungspflege genutzt wird; diese Vermutung liegt zumindest in Bezug auf den (hier in Aktion gezeigten) Münsteraner Kegelklub „Sine nomine“ (Ohne Namen) nahe, zu dessen (ausschließlich männlichen) Mitgliedern in den 1960er Jahren etwa die Präsidenten der Regierung, der Oberpostdirektion, der Bundesbahndirektion und diverser Gerichte sowie Bankdirektoren und Chefärzte gehörten.

LAV NRW W, U 194 / Gesamtarchiv von Romberg - Akten, Nr. 882  und V 088  Nachlass Josef Schneeberger (Dep.), Nr. 79.

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März: Mit einem PS um die Wette

Wettrennen mit Pferden haben eine lange, bis in antike Kulturen zurückreichende Tradition und gehörten seit dem 7. Jh. v. Chr. zu den olympischen Disziplinen. Sie wurden indessen nicht nur für den sportlichen Vergleich und zur Unterhaltung veranstaltet, sondern dienten insbesondere seit der Frühen Neuzeit auch der Zuchtauslese, hinter der wiederum auch militärische Anforderungen standen.&nbsp...

Wettrennen mit Pferden haben eine lange, bis in antike Kulturen zurückreichende Tradition und gehörten seit dem 7. Jh. v. Chr. zu den olympischen Disziplinen. Sie wurden indessen nicht nur für den sportlichen Vergleich und zur Unterhaltung veranstaltet, sondern dienten insbesondere seit der Frühen Neuzeit auch der Zuchtauslese, hinter der wiederum auch militärische Anforderungen standen. 

Steeplechase („Kirchturmjagd“) bezeichnet eine im 18. Jh. in Irland aufgekommene Form des Rennens, die die Reiter ursprünglich ohne klar abgesteckte Bahn querfeldein unter Orientierung an topographischen Punkten wie Kirchtürmen zum Ziel führte.

Der gezeigte Plan gehört zum Programm des „XVII. Jahres-Meetings“ auf Gut Goldschmieding am 18. August 1892, das von einem Renn-Comité unter Beteiligung des Grafen Esterhazy, des Freiherrn von Romberg-Buldern und des Freiherrn von Fürstenberg organisiert wurde. Neben detaillierten Informationen zum Ablauf der Rennen und Zugfahrplänen enthält das Programm auch einen Warnhinweis, der Rückschlüsse auf die Anziehungskraft derartiger Veranstaltungen zulässt: Das Publikum wird ersucht, nicht zu dicht an die Hindernisse zu treten, und um Unglücksfälle zu vermeiden, aus der Bahnlinie zu bleiben.“

LAVNRW W, U 194/Gesamtarchiv von Romberg - Akten, Nr. 2905.

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April: Wie ein Fisch im Wasser?

Auch wenn die menschliche Fortbewegung im Wasser bis in prähistorische Zeiten zurückreicht, ist das Schwimmen zum Zeitvertreib oder gar zu sportlichen Zwecken weit jüngeren Datums. Die aus altindischen Kulturen und aus der griechisch-römischen Antike bekannten Schwimmbäder dienten vornehmlich der Körperhygiene. Nachdem schon im 16. Jahrhundert erste Lehrbücher zu Schwimmtechniken erschienen waren...

Auch wenn die menschliche Fortbewegung im Wasser bis in prähistorische Zeiten zurückreicht, ist das Schwimmen zum Zeitvertreib oder gar zu sportlichen Zwecken weit jüngeren Datums. Die aus altindischen Kulturen und aus der griechisch-römischen Antike bekannten Schwimmbäder dienten vornehmlich der Körperhygiene.

Nachdem schon im 16. Jahrhundert erste Lehrbücher zu Schwimmtechniken erschienen waren und seit den 1830er Jahren Wettkämpfe im Schwimmen u.a. in England stattgefunden hatten, gehörte Schwimmen 1896 zum Programm der ersten Olympiade der Neuzeit in Athen. In Deutschland wurde der erste Schwimmverein 1878 in Berlin gegründet, die ersten Meisterschaften 1893 ausgetragen.

Geregelten Schwimmunterricht gab es seit Anfang des 19. Jahrhunderts zuerst beim Militär, während er für Schulkinder erst um 1900 in einzelnen deutschen Ländern, etwa in Hamburg und Sachsen, eingeführt und seit den 1960er Jahren zur Pflicht im Rahmen des Sportunterrichts wurde.

An der Stelle der 1925 anhand des gezeigten Plans erbauten Badeanstalt befindet sich noch heute das Hallenfreibad im Bochumer Stadtteil Langendreer.

LAV NRW W, K 101/Bezirksregierung Arnsberg, Nr. 32432 und 32455.

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Mai: Wettkampf unter besonderen Bedingungen

Nach beiden Weltkriegen lebten in Deutschland einige Hunderttausend Kriegsopfer mit bleibenden körperlichen und/oder psychischen Schäden. Diesen „Kriegsversehrten“ gewährte der Staat finanzielle, medizinische und andere Hilfen, um die gesellschaftliche Integration zu unterstützen. Zudem förderte die Bundesregierung seit 1950 den Aufbau von Sportvereinen für Kriegsversehrte, die 1951 die Arbeitsg...

Nach beiden Weltkriegen lebten in Deutschland einige Hunderttausend Kriegsopfer mit bleibenden körperlichen und/oder psychischen Schäden. Diesen „Kriegsversehrten“ gewährte der Staat finanzielle, medizinische und andere Hilfen, um die gesellschaftliche Integration zu unterstützen.

Zudem förderte die Bundesregierung seit 1950 den Aufbau von Sportvereinen für Kriegsversehrte, die 1951 die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Versehrtensport (ADV) gründeten und 1952 Mitglied in der Deutschen Olympischen Gesellschaft wurden. Die ADV benannte sich 1957 um in Deutscher Versehrtensportverband, firmiert indessen seit 1975, als auch in der Gesetzgebung der Begriff „Versehrte“ durch „Behinderte“ ersetzt wurde, als Deutscher Behindertensportverband (DBS), der später auch als Nationales Paralympisches Komitee fungierte. 1956 waren 13000 Mitglieder organisiert, 2020 knapp 600.000.

Die Versehrtensportgruppen der Frühzeit legten offenbar besonderen Wert auf das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gemeinschaft, das bei der Verarbeitung des persönlichen Schicksals helfen sollte. Eine Werbebroschüre des Versehrten-Sportverbands NRW von 1965 etwa kommentiert Bilder sporttreibender Versehrter mit Aufmunterungen wie „Wer den versehrten Leib noch übt, gewinnt sich selbst wieder“ oder „Entscheidend ist nicht, was verloren ging, sondern das, was erhalten blieb“.

LAV NRW W, T 407/Versehrtensportgemeinschaft Münster (Dep.), Nr. 8 und Nr. 10.

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Juni: Bolzen bei der Wehrmacht

Nachdem der Fußball gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus England nach Deutschland importiert worden war, gründete sich 1900 der Deutsche Fußballbund (DFB) und organisierte erste Meisterschaftsrunden. International gelang 1934 ein erster Erfolg mit dem 3. Platz bei der Weltmeisterschaft in Italien. Da sich das NS-Regime von Länderspielen außenpolitischen Prestigegewinn erhoffte, wurde der Fußball au...

Nachdem der Fußball gegen Ende des 19. Jahrhunderts aus England nach Deutschland importiert worden war, gründete sich 1900 der Deutsche Fußballbund (DFB) und organisierte erste Meisterschaftsrunden. International gelang 1934 ein erster Erfolg mit dem 3. Platz bei der Weltmeisterschaft in Italien. Da sich das NS-Regime von Länderspielen außenpolitischen Prestigegewinn erhoffte, wurde der Fußball auch in der Fläche durch finanzielle Unterstützung der Vereine oder den Bau von Arenen gefördert – und offenbar auch in der Wehrmacht zumindest geduldet:

Zum Abschluss des XIV. Fahnenjunkerlehrgangs auf dem Truppenübungsplatz Ohrdruf in Thüringen wurde im Oktober 1943 ein Fußballspiel organisiert, über das die gezeigte „Sonderausgabe“ mit kolorierten Illustrationen berichtete. Ob der unbekümmert-humorvolle Tonfall der tatsächlichen Stimmung entsprach oder doch aus ggf. drohenden Repressalien resultierte, muss hier offen bleiben; wenigstens der abschließende Vierzeiler lässt eine gewisse Naivität befürchten und zeugt von Linientreue zur nationalsozialistischen Ideologie:

Und wenn wir auch von Sorg‘ beladen,

wir bleiben dennoch Kameraden;

wir zieh’n nach Osten in den Krieg:

Auf Wiedersehen nach dem Sieg!

LAV NRW W, V 090/Nachlass Rolf Schroers (Dep.), Nr. 403.

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Juli: Turnen in der Schule

Auch wenn bereits im antiken Griechenland sportliche Übungen zum Schulunterricht gehörten, wurden in Deutschland Konzepte für eine Bewegungserziehung der Jugend erst durch die Philanthropen des 18. Jahrhunderts entwickelt. Johann Christoph Gutsmuths (1759-1839) wandte sich in seiner Abhandlung "Gymnastik für die Jugend'' von 1793 gegen entnervende Verzärtelung und luxuriöse Weichlichkeit, hatte da...

Auch wenn bereits im antiken Griechenland sportliche Übungen zum Schulunterricht gehörten, wurden in Deutschland Konzepte für eine Bewegungserziehung der Jugend erst durch die Philanthropen des 18. Jahrhunderts entwickelt. Johann Christoph Gutsmuths (1759-1839) wandte sich in seiner Abhandlung "Gymnastik für die Jugend'' von 1793 gegen entnervende Verzärtelung und luxuriöse Weichlichkeit, hatte dabei indessen ebenso nur Jungen im Blick wie der legendäre „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852), bei dem das nationalistisch-chauvinistische Ziel der Wehrertüchtigung in den Vordergrund trat. War der Turnunterricht in Preußen seit 1842 als notwendiger und unerlässlicher Bestandteil der männlichen Erziehung an allen Schulen vorgeschrieben, so wurde er für Mädchen erst 1894 reichsweit obligatorisch.

Die beiden Fotos stammen aus dem Katalog der Turn-und Sportgerätefabrik Holbeck in Essen von 1928 und zeigen die Turnhallen der Aloisiusschule in Dortmund (links) bzw. der Knabenmittelschule in Mühlheim/Ruhr (rechts). Die Skizzen beschreiben drei der Übungen, die ein Erlass des Bundesministeriums für Jugend, Familie und Gesundheit vom September 1973 für die Winterausgabe der Bundesjugendspiele vorsah.

LAVNRW W, K 101/Regierung Arnsberg Nr. 32436 und P 408/Staatliches Albrecht-Dürer-Gymnasium, Hagen Nr. 227.

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August: Sportliche Kunst oder künstlerischer Sport?

Sammelbilder mit entsprechenden Alben wurden zunächst v.a. von Firmen aus der Lebensmittelbranche als Werbung und Instrument der Kundenbindung verbreitet, bevor die Zigarettenindustrie seit etwa 1910 neue und kostengünstigere Drucktechniken nutzte, um ihren Produkten massenhaft kleinformatige Bilder zu Themen wie Sport, Film, Militär, Mode oder Natur beizufügen. Das NS-Regime setzte die enorme Bel...

Sammelbilder mit entsprechenden Alben wurden zunächst v.a. von Firmen aus der Lebensmittelbranche als Werbung und Instrument der Kundenbindung verbreitet, bevor die Zigarettenindustrie seit etwa 1910 neue und kostengünstigere Drucktechniken nutzte, um ihren Produkten massenhaft kleinformatige Bilder zu Themen wie Sport, Film, Militär, Mode oder Natur beizufügen. Das NS-Regime setzte die enorme Beliebtheit der Zigarettenbilder für Propaganda-zwecke ein, verbot aber gleichwohl 1942 deren weitere Herstellung aus kriegswirtschaftlichen Gründen.

Nach Kriegsende kamen die Bilder wieder in Mode, wurden indessen 1955 verboten bzw. 1957 auf Werbemotive im engeren Sinne beschränkt und schließlich seit den 1960er Jahren von den Panini-Sammelbildern verdrängt.

Die gezeigten Bilder gehören zu der Serie „Der künstlerische Tanz“, die um 1930 von der Zigarettenfabrik Eckstein-Halpaus aus Dresden herausgegeben wurde. Die Rückseite der schwarz-weiß-Bilder im Format von ca. 6 x 6 cm bietet neben Werbung für Hausmarken wie "Halpaus Rarität" oder "Eckstein Nr. 5" jeweils Informationen zur Serie und zu den einzelnen Tänzerinnen – Tänzer waren auch berücksichtigt, sind jedoch in diesem Fall nicht überliefert.

LAVNRW W, W 401/Druckschriftensammlung, Q 211a Nr. F 302.

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September: Vom Sport zur Kriegstauglichkeit?

Zu den umfassenden Abrüstungsvorschriften, die das Deutsche Reich nach der Niederlage von 1918 im Versailler Friedensvertrag akzeptieren musste, gehörte auch ein Verbot jeglicher Wehrertüchtigung: Gemäß Artikel 177 durften „Unterrichtsanstalten, Hochschulen, Kriegervereine, Schützengilden, Sport- oder Wandervereine, überhaupt Vereinigungen jeder Art, ohne Rücksicht auf das Alter ihrer Mitglieder, ...

Zu den umfassenden Abrüstungsvorschriften, die das Deutsche Reich nach der Niederlage von 1918 im Versailler Friedensvertrag akzeptieren musste, gehörte auch ein Verbot jeglicher Wehrertüchtigung: Gemäß Artikel 177 durften „Unterrichtsanstalten, Hochschulen, Kriegervereine, Schützengilden, Sport- oder Wandervereine, überhaupt Vereinigungen jeder Art, ohne Rücksicht auf das Alter ihrer Mitglieder, [...] sich nicht mit militärischen Dingen befassen“.

Dieses Verbot wurde seit Mitte der 1920er Jahre sowohl in traditionellen Sportvereinen durch die verdeckte Einführung von Wehrturnen und Wehrsport als auch in reichsweit 13 Volkssportschulen umgangen, die sich offiziell zwar an die breite Bevölkerung richteten und kostenpflichtige Lehrgänge in scheinbar harmlosen Disziplinen anboten; da jedoch diese Schulen teils auf ehemaligem Militärgelände eingerichtet und von pensionierten Offizieren geleitet wurden, zudem oft Ex-Soldaten als Übungsleiter beschäftigten, trat die allgemeine sportliche Betätigung und Anleitung bald zugunsten der Ausbildung von Wehrsportübungsleitern in den Hintergrund.

Auch wenn eine „Führertagung“ der Deutschen Volkssportbewegung im November 1930 „nicht die Höchstleistung Einzelner, sondern die Durchschnittsleistung möglichst vieler“ als Ziel definierte, scheint der Erfolg zunächst bescheiden gewesen zu sein: 1930 wurden reichsweit in 161 Kursen 3397 Personen ausgebildet.

LAV NRW W, P 101/Provinzialschulkollegium Münster, Nr. 6817.

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Oktober: Friesische Freiluftathletik

Jenseits fernseh- und werbetauglicher Disziplinen wie Fußball, Tennis oder Leichtathletik werden vielerorts traditionelle, oft nur regional bekannte Sportarten ausgeübt, deren Wurzeln nicht selten bis ins Mittelalter zurückreichen. In Friesland etwa, also den küstennahen Gebieten von den nördlichen Niederlanden bis zur Westküste Schleswig-Holsteins, wurden und werden Wettkämpfe ausgetragen, die ...

Jenseits fernseh- und werbetauglicher Disziplinen wie Fußball, Tennis oder Leichtathletik werden vielerorts traditionelle, oft nur regional bekannte Sportarten ausgeübt, deren Wurzeln nicht selten bis ins Mittelalter zurückreichen.

In Friesland etwa, also den küstennahen Gebieten von den nördlichen Niederlanden bis zur Westküste Schleswig-Holsteins, wurden und werden Wettkämpfe ausgetragen, die gut zu den dort gegebenen topographischen Bedingungen passen. Dazu zählen insbesondere das Klootschießen, dessen in Twente praktizierte Variante die Bilder 71 bis 76 zeigen, sowie das wohl daraus entstandene Boßeln, hier in den Bildern 54 bis 65 in schleswig-hosteinischer Wurftechnik zu sehen. Bei beiden Disziplinen kommt es darauf an, mit einer Kugel ein einige Kilometer entferntes Ziel in möglichst wenigen Würfen zu erreichen.

Der in den Bildern 101ff vorgeführte friesische Schleuderballwurf ist aus einem um 1900 entstandenen Mannschaftssport hervorgegangen, der sich aufgrund der Initiative eines Oldenburger Turnlehrers im dortigen Umland verbreitete.

LAVNRW W, P 001/Wissenschaftliche Prüfungsämter Nr. 254.

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