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INFLATION IM GALOPP (I)

Freitag, 1. September 2023 - 10:59

SEPTEMBER: INFLATION IM GALOPP (I)

Die deutsche Inflation von 1923 gilt als eine der berüchtigtsten Geldentwertungen der Weltgeschichte. Ihre Wurzeln liegen in den Bemühungen der deutschen Reichsregierung, den durch den Ers­ten Weltkrieg verursachten Finanzbedarf ohne neue Steuern durch Anleihen (s. Monatsarchivale August), Schatzanweisungen und Re­parationen nach dem erwarteten Sieg zu decken.

Nach der Niederlage von 1918 jedoch verpflichtete der Versailler Vertrag das Deutsche Reich selbst zur Zahlung von Reparationen zunächst in Höhe von 20 Milliarden Goldmark, die bis April 1921 in Raten bezahlt werden sollten. Die Gesamtsumme wurde 1920 auf 269 Milliarden Goldmark in 42 Jahresraten festgesetzt, um deren (nie komplett realisierte) Begleichung zunehmende Konflikte ent­standen, die 1923 im „Ruhrkampf“ kulminierten. Als wegen rück­ständiger Materiallieferungen französische Truppen das Ruhrgebiet besetzten, kam es zum Generalstreik, den die Reichsregierung durch (mit der Notenpresse produzierte) Finanzhilfen an die strei­kenden Arbeiter unterstützte und damit ebenso die bereits hohe In­flation anheizte wie durch die an Landesbanken und Kommunen er­teilte Genehmigung zur Ausgabe von Notgeld.

Die resultierende Hyperinflation prägte den Alltag der Menschen in vielfacher Weise; die dargestellte Entwicklung des Portos für eine Postkarte mag etwa im Vergleich zu den ebenfalls galoppierenden Lebensmittelpreisen nicht die größte Sorge gewesen sein.

LAV NRW W, W 401/Druckschriftensammlung Nr. 86

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