November: Inflation im Galopp (III)
Die Hyperinflation von 1923 stellte die Reichsbank nicht nur vor gewaltige finanzpolitische, sondern auch logistische Probleme. Während bis 1922 als wertvollste Banknote der 1000-Mark-Schein ausgegeben wurde, erreichte der höchste Nominal- oder Nennwert im November 1923 unvorstellbare 100 Billionen Mark. Obwohl mehr als hundert Firmen bzw. Fabriken mit der Produktion von Banknotenpapier und dem Druck der Scheine beauftragt wurden, konnte der riesige Bedarf nicht voll gedeckt werden. Daher reaktivierte man ein Instrument, das bereits während des Ersten Weltkriegs eingesetzt wurde, um der durch Hortung zunehmenden Kleingeldknappheit zu begegnen: Mit offizieller Genehmigung durften Landesbanken und Kommunen Notgeld drucken und in Umlauf bringen, wenn dessen Gültigkeit per Aufdruck begrenzt wurde und es eindeutig von den regulären Reichsbanknoten unterscheidbar war. Die so ausgegebenen Notgeldscheine wiesen daher oft (wie das gezeigte Dortmunder Beispiel) regionale Bezüge auf, erreichten einen Gesamtwert von etwa 700 Trillionen Mark und verursachten, wie hier in der Notgeld-Austauschstelle der Landesbank der Provinz Westfalen einen nicht unerheblichen Raumbedarf.
LAV NRW W, K 312/Kreis Dortmund, Nr. 813, W 005/Manuskripte VII, Nr. 70.