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Kultur für Kohle

Mittwoch, 1. Juni 2022 - 11:40

Archivale des Monats Juni

Vom extrem kalten Nachkriegswinter 1946/47 in Europa war Hamburg aufgrund der enormen Zerstörung besonders betroffen. Die Hamburger Theater waren zwar teilweise noch intakt, konnten jedoch ihre Bühnentechnik mangels Kohlenzuteilung nicht vor der Kälte und damit drohenden irreparablen Schäden schützen. Otto Burrmeister, Verwaltungsdirektor des Deutschen Schauspielhauses, organisierte deshalb im Dezember 1946 eine LKW-Expedition ins Ruhrgebiet, um Kohlen direkt an der Quelle zu beschaffen.

Tatsächlich fanden sich Bergleute auf der Zeche König Ludwig in Recklinghausen bereit, die LKW an den Besatzungsbehörden vorbei mit Kohle zu beladen. Da sie eine Bezahlung mit wertlosen Reichsmark ablehnten, versprachen die Hamburger Theaterleute, sich im folgenden Sommer mit Aufführungen zu bedanken.

Diese Zusage wurde vom 27. Juni bis 2. Juli 1947 mit den Dankgastspielen im Städtischen Saalbau in Recklinghausen eingelöst und institutionalisierte sich bereits 1948 unter maßgeblicher gewerkschaftlicher Mitwirkung zu den jährlichen Ruhr-Festspielen.

Die in den 1950er Jahren begonnene Debatte um den Bau eines eigenen Festspielhauses mündete 1961 in die Grundsteinlegung eines Baus, der von der Stadt Recklinghausen, dem DGB sowie von Bund und Land NRW finanziert und 1965 eröffnet wurde.

Zum 50. Jahrestag des legendären ersten Kohletransports nach Hamburg gab die Deutsche Post AG 1996 eine Briefmarke mit dem (damaligen) Logo der Festspiele heraus.

LAV NRW W, T 503 Nr. 34 und O 004 Nr. 3909.

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